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Gefahrenquelle Rhein

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Die Todesfälle im Rhein von zwei Mädchen und einem Mann bei Worms innerhalb einer Woche führen zu Fragen: Wie kann man besser vorbeugen und was ist zu tun?

von Melanie Döring und Tobias Christian Mayer

Dieses Jahr sind in Rheinland-Pfalz bereits 18 Menschen ertrunken, mehr als im kompletten Vorjahr. Der Fall zweier Mädchen, die Anfang August in Worms beim Spielen am Ufer im Rhein ertrunken sind – Tage später ein Mann an derselben Stelle – ging durch die nationale Presse.

Die DLRG hat pro Jahr 800 bis 1.200 erfolgreiche Rettungseinsätze in deutschen Gewässern. Diese Zahlen schwanken je nach Witterungslage. Die Mehrheit der Einsätze erfolgt im Sommer bei Badeunfällen, aber auch im Winter bei Einbrüchen ins Eis. Ein großes Problem: Die meisten Badestellen sind laut DLRG-Pressesprecher Achim Wiese leider unbewacht. Als Beispiel sei hier Brandenburg genannt, wo von 3.000 Seen nur etwa 100 durch die DLRG besetzt sind. Überwiegend sind dies freiwillige Helfer. Gibt es Kapazitätsprobleme? Wiese dazu: „Nicht unbedingt. Zunächst einmal fordern wir von den Kommunen, dass sie ihre geduldeten Badestellen analysieren lassen, eine sogenannte Gefahrenanalyse.“  Diese umfasse Temperaturen, Strömungsverhältnisse, Schwimmer pro Tag. Auf dieser Basis werden Maßnahmen ergriffen. „Das kostet natürlich Geld. Die Kommunen sind gefordert, aber dieses Gutachten lassen sie sich oft gar nicht erst erstellen, weil sie genau wissen, dass am Ende einige Dinge zu tun sind. Sie machen es sich einfach, indem sie Schilder aufstellen. Das kann es aus unserer Sicht nicht sein.“

Warnschilder als Prävention?

In einem Bericht des SWR hat die DLRG-Ortsgruppe Oppenheim als Reaktion auf die Unfälle erste eigenmächtige Maßnahmen ergriffen und Schilder in neun Sprachen angebracht. Auch der Bürgermeister von Worms kündigte das Aufstellen von Piktogrammen an, denn typische Risikogruppen seien Kinder und Flüchtlinge. Nicht nur, weil sie die Warnschilder nicht lesen, sondern auch weil sie zu großen Teilen nicht schwimmen könnten. Daneben seien aber auch ältere Menschen gefährdet, die häufig die Gefahren ihrer Vorerkrankungen unterschätzen. Allerdings kommen auch geübte Schwimmer nicht gegen etwa zehn Stundenkilometer schnelle Strömung, Strudel und den Sog der Schiffe an: Der Rhein ist eine besondere Gefahrenquelle.

Wiese erwähnt Ortsgruppen, die sich besonders engagieren, indem sie Schwimmkurse explizit für Flüchtlinge und Migranten anbieten, betont aber auch Beispiele von Flüchtlingen, die selbst zum Rettungsschwimmer ausgebildet und aktiv im Wasserrettungsdienst tätig seien. Voraussetzung für eine Mitarbeit bei diesem sei das Silberabzeichen, das einen Erste-Hilfe-Kurs beinhaltet. Ansonsten könne jeder bei der DLRG mitmachen, solange die Mitgliedschaft abgeschlossen werde.

Die DLRG gliedert sich in die Kernaufgaben Aufklärung und Prävention, Ausbildung und den Wasserrettungsdienst. Es wird angestrebt, aus jedem Nichtschwimmer einen Schwimmer und aus jedem Schwimmer wiederum einen Rettungsschwimmer zu machen. Auch werden interessierte Mitglieder Freiwilliger Feuerwehren ausgebildet. Ein weiteres Ziel ist die Aufklärung der Bevölkerung über korrektes Verhalten und Gefahren in und am Wasser. Dies geschehe vorwiegend im schulischen Schwimmunterricht, 25 Prozent der Grundschulen haben jedoch gar keinen Zugang zu einem Schwimmbad.

Zu den Unfällen im Rhein und deren Prävention äußert sich Wiese wie folgt: „Kinder lässt man sowieso nicht alleine ins Wasser oder ohne Begleitung an irgendeinen See laufen. Schon gar nicht, wenn sie nicht schwimmen können. Sie gehen doch auch nicht mit Ihren Kindern auf der Autobahn spielen.“ Die DLRG stelle den Kommunen außerdem kostenlose Flyerdruckvorlagen zur Verfügung. Reicht das als Prävention aus? „Das kann ich nicht sagen. Sie können mir auch 35.000 Menschen zur Verfügung stellen, die wir an den Rhein stellen und sagen: Hier darfst du nicht baden. Selbst durch Kameraüberwachung verhindern Sie keinen Badeunfall. Realistisch sollten wir schon bleiben. Im Rhein ist so fast überall das Baden verboten. Daran haben sich die Leute zu halten, besonders Kinder. Bessere Prävention gibt es gar nicht.“

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