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Wiesbaden

Sein Atelier ist das Rheinufer

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Überall am Rheinufer, von Walluf bis Eltville können Spaziergänger sie bestaunen: Skulpturen aus Stein. Viele wirken wie tanzende Menschen im Wind. Erschaffen hat sie Volker Fill, der bei gutem Wetter täglich in Eltville in der Höhe des Freibades anzutreffen ist.

von Inken Paletta

Ich bin bei fast jedem Wetter hier, außer bei Sturm und Starkregen,“, erzählt Volker Fill aus Eltville, der nicht nur am Rheinufer, sondern auch bereits am Bodensee oder auf den kanarischen Inseln, seine Steinkunst errichtet hat. „Ich baue eigentlich überall, wo es Wasser und Steine gibt.“ Vor 13 Jahren wurde der heute pensionierte Ergotherapeut durch einen Fernsehbeitrag auf die besondere Steinkunst aufmerksam. Die skurrilen Gebilde aus Stein haben ihn sofort in ihren Bann gezogen, so dass er die Technik gleich am nächsten Tag am Rhein ausprobieren musste. Am Anfang sei das nicht einfach gewesen. „Ich musste erst ein Gefühl für das Ausbalancieren und den richtigen Moment entwickeln“, verrät Fill, der sich stets freut, wenn Spaziergänger gebannt stehen bleiben und von ihm wissen wollen, wie die Steinskulpturen halten. „Viele glauben, die Steine sind geklebt. Wenn sie dann dagegen drücken und die Steine umfallen und ich ihnen erkläre, dass nur die Schwerkraft sie zusammenhält, sind sie ganz verblüfft.“ Die meisten seiner Steinkunstwerke entstehen intuitiv. Jeder interpretiert in ihre Form etwas anderes. Der eine sieht tanzende Menschen, der andere eine afrikanische Frau, die etwas auf dem Kopf trägt. Dieser Interpretationsspielraum mache seine Kunst so spannend, meint Fill. Auch Kinder faszinieren seine Steingebilde. „Einmal hat sich sogar eine Mutter bei mir bedankt, dass ihr Sohn über eine Stunde nicht auf sein Handy geschaut hat“, erzählt Fill mit einem Lächeln. Seine Kunst bietet somit auch eine Möglichkeit, Kinder vom Smartphone wegzubekommen und sie wieder mehr für die Natur zu begeistern.

Steinkunst als Meditation und Holzskulpturen aus Treibholz

„Für mich ist das Auswählen und Ausbalancieren der Steine zudem eine Art Meditation, denn beim Aufeinandersetzen muss ich mich voll auf den Stein konzentrieren und auch ein Gefühl für den Stein und die Balance entwickeln.“ Erst wenn sich der Stein leicht in der Hand anfühle, sei der richtige Balancepunkt gefunden, erklärt Fill. Die höchste Steinskulptur, die er bislang errichtet hat, war mit zwei Metern sogar größer als er selbst. Sie bestand aus zwölf Steinen. „Ich erinnere mich außerdem an einen besonders schönen Sonnenuntergang am Rhein. Damals hatte ich eine recht hohe Skulptur erschaffen, und diese im Sonnenuntergang fotografiert, so dass die Sonne wie ein Feuerball auf der Spitze schwebte. Das Foto dazu findet man auf meinem Flickr-Account“, erzählt der Künstler, der neben der Steinkunst auch gerne fotografiert und elegante Holzskulpturen aus Treibholz mit Hilfe von Kettensäge, Schleifmaschine und Schmirgelpapier kreiert. „Auch die Holzskulpturen entstehen völlig intuitiv: Mal sehen sie aus wie ein Flügel, ein anderes Mal wie eine Stehle“, verrät der Künstler. Die nächste Ausstellung findet im September im Weingut Ernst in Eltville im Rahmen des „Schön Hier Festivals“ statt.

Spenden für den guten Zweck

„Doch mein Lieblingsplatz ist und bleibt mein Freiluftatelier am Rheinufer. Dort finde ich einfach die schönsten Steine. Heute Morgen habe ich einen Stein in Form eines Herzens entdeckt“, erzählt Fill und setzt ihn auf eine Steinkonstruktion bestehend aus einem leicht rund gebogenen Treibholz und zwei weiteren übereinandergestapelten Steinen. Schwerelos schwebt der Herzstein nun in der Nachmittagssonne. „Ein Zeichen der Hoffnung in diesen Zeiten“ meint Fill, der aktuell mit seiner Steinkunst Spenden für die Mainzer Ukrainehilfe „Mombach hilft e.V.“ sammelt. „An den letzten fünf Wochenenden sind rund 1000 Euro zusammengekommen“, freut sich der Eltviller Künstler, der seit 2016 mit der „Volker Fill Herzstein Stiftung“ auch eine eigene Stiftung besitzt. „Als ich gesehen habe, dass die Leute meine Steinkunst mit Spenden würdigen, kam mir die Idee für die Stiftung“, verrät Fill, der zu dieser Zeit bereits regelmäßig für zwei Patenkinder in Haiti und Ecuador spendete. Alle Spenden, die nicht an die Ukrainehilfe gehen, fließen in seine Stiftung, die er gemeinsam mit einer Hamburger Agentur betreut und dessen Gelder Hilfsprojekten in Afrika zu Gute kommen, beispielsweise einem Projekt gegen Zwangsverheiratung junger Frauen und dem Projekt „Kinder brauchen Bildung“.

Volker Fill, Stein- und Holzskulpturen, flickr.com/steinadler

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