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Mainz

Stirbt in Mainz das Kino aus?

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Obwohl viele gerne Filme schauen, gehen immer weniger Menschen ins Kino. Die Stadt Mainz will die Filmvielfalt aufrechterhalten, auch nach der angekündigten Schließung von Palatin und Capitol im Oktober.

von Eva Schott

In Mainz gibt es aktuell noch vier Kinos: das Cinestar, das Capitol, das Palatin und das CinéMayence. Noch, weil das Palatin abgerissen, und dann, laut Betreibergesellschaft Seehuber und Zeiler GbR, auch ihr zweites Haus, das Capitol aus fehlender wirtschaftlicher Perspektive am 28. Oktober geschlossen werden sollen. Das lässt die Mainzer:innen auf einen Schlag mit zwei Kinos zurück. Ist das der Trend? Werden Kinos geschlossen, weil immer weniger Menschen ins Kino gehen und mehr vor ihren eigenen Fernsehern und Laptops sitzen und über Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+ relativ preisgünstig Filme streamen? Wieso überhaupt noch ins Kino, wenn es für viel weniger Geld eine Vielzahl an Filmen gibt?

Statistiken zeigen, dass die Kinobesuche seit Anfang der Nullerjahre stetig zurückgehen. Einen enormen Einbruch gab es in den Pandemie- Jahren 2020 und 2021, in denen jeweils nur ein Drittel der Besuchenden des Jahres 2019 ins Kino gingen. Im letzten Jahr haben sich Kinobesuche im Vergleich zum Vorjahr zwar fast verdoppelt, sind jedoch noch nicht wieder auf dem Level der Vor-Pandemie-Zeit. Jeder Dritte sagt aus, nie ins Kino zu gehen und 41 Prozent gingen 2022 seltener ins Kino als in Vor-Pandemie-Zeiten.

Trotzdem konsumieren alle Altersgruppen viele Filme und Serien. Während die Jüngeren eher Streamingdienste und YouTube nutzen, schauen mit zunehmendem Alter immer mehr Menschen das klassische, lineare Fernsehen, aber: Nach wie vor liegt die Nutzungsdauer von Bewegtbildern in Deutschland bei täglich 173 bis 274 Minuten. Die Lust auf Filme ist also da. Wieso gehen dann trotzdem manche gar nicht ins Kino?

Das könnte an den Preisen liegen. Im Cine- Star bezahlen Erwachsene für einen Film rund zehn bis 15 Euro und Kinder bis elf Jahre 6,50 bis 11,50 Euro. Im CinéMayence sind es zwar nur sechs Euro für Erwachsene, fünf Euro für „Ermäßigte“ und zwei Euro für Kinder, doch selbst die niedrigen Preise im CinéMayence sind nicht zu schlagen mit den Angeboten der Streamingdienste, bei denen die Nutzer:innen bis neun Euro für einen ganzen Monat zahlen und damit eine Vielzahl von Filmen schauen können.

Finanziell macht es somit keinen Sinn, ins Kino zu gehen. Aber es ist doch ein ganz anderes Erlebnis, Filme auf einer riesigen Leinwand zu schauen. Dazu kommen frisches Popcorn, kalte Getränke, gepolsterte Sitze und die vielen Trailer in der Vorschau, die direkt Infos für den nächsten Kinobesuch liefern. Es ist doch ein ganz anderes Gefühl, zusammen mit anderen Menschen in einem Kinosaal zu sitzen, die Geschichte auf sich wirken zu lassen und sich danach über das Gesehene zu unterhalten, als abends den Laptop aufzuklappen und durch die Streaming-Plattformen zu suchen, bis endlich etwas Sehenswertes gefunden ist. Streaming- Dienste machen den Film leider oft zu einer schnellen Unterhaltung, wenn sonst nichts mit sich anzufangen ist, oder zu einem Hintergrundrauschen, während parallel am Handy gedaddelt wird. Kino macht den Film zu einem besonderen Erlebnis, zu einem kulturellen Ereignis.

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