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Freundschaftsplattformen auf dem Prüfstand

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von Caroline Alberta Glabacs und Michael Süss

Abends um zwanzig nach acht, mein Tinder-Date kommt zu spät. Und dann ist es gar nicht mein Typ! Schon kochen Stress und Fluchtreflexe in einem hoch. Oder dieses Szenario: Man zieht in eine neue Stadt und möchte gerne Anschluss finden. Durch Corona ist man widerwillig zum introvertierten Stubenhocker geworden und möchte jetzt auftauen und wieder unter Leute kommen. Sport machen, ausgehen, Hobbies nachgehen, auf Konzerte gehen oder sich einfach – ohne Partneranbahnung – austauschen. Das macht in Grüppchen meistens mehr Spaß. Wir benötigen heute eine Auswahl an Menschen und binden uns ungern sofort, gehen nicht um die Ecke in den Verein, sondern sondieren erst einmal die verschiedenen Möglichkeiten. Vielen fällt es online einfacher, in Kontakt mit anderen zu kommen, weshalb sich Freudschaftsportale – oder genauer gesagt – Freundschaftsapps immer größerer Beliebtheit erfreuen. Also: Weg von manierlichen Dinnerdates hin zu neuen Abenteuern mit, vielleicht bald, neuen Freunden. STUZ hat einige der Portale gecheckt und mit Vor- und Nachteilen aufgelistet. Eines der Portale mit großem Zuspruch und sehr vielen aktiven Mitgliedern ist Meet 5, gegründet in Frankfurt und inzwischen in allen Großstädten Deutschlands unterwegs. Es sticht durch Engagement, Ansprache und lokalen Bezug heraus. STUZ befragte Gründer und Geschäftsführer Lukas Reinhardt zu seinem Portal.

Lukas, momentan erleben wir einen Boom an sogenannten Freundschaftsportalen. Ist das nun ein ersehnter Durchbruch für Euer Portal?
Meet5 gibt es als reines Freundschaftsportal seit 2019. Das Wachstum der App verläuft seither stetig und das Interesse ist deutschlandweit groß. In allen Großstädten Deutschlands sind wir stark etabliert. Es gibt monatlich fast 10.000 Treffen.

Erkläre doch kurz, wie Euer Portal funktioniert:
Mitglieder erstellen ein Profil und können selbst Treffen starten oder an bereits erstellten Treffen teilnehmen. So vernetzen sich Nutzer über ihre gemeinsamen Interessen und lernen sich kennen.

Gibt es eine interne Policy für Mitglieder?
Wir möchten, dass sich alle auf der Plattform wohlfühlen, daher gibt es Community Regeln. Diese sind simpel. Wir wünschen uns einen respektvollen Umgang im Chat und dass aufeinander Rücksicht genommen wird. Außerdem sind gewerbliche Treffen verboten, Meet5 ist schließlich eine Freizeit-App.

Warum nehmt ihr Geld, ginge es nicht auch kostenfrei beispielsweise mit Werbung?
Es handelt sich um ein Freemium-Modell, das heißt, das Grundkonzept, die Teilnahme an Aktivitäten, ist kostenlos. Premium bietet zusätzliche Vorteile und kostet 12,50 Euro im Monat bei jährlicher Vertragslaufzeit. Monetarisierung durch Werbung ist für uns nicht möglich, da wir die App so nicht finanzieren könnten. Wir sind 30 Mitarbeiter, geben sehr viel Geld für Marketing aus, um eine Community aufzubauen, und haben Server- und Programmkosten. Der Fokus unserer App sind Treffen im echten Leben. Auch das widerspricht der Monetarisierung per Werbung, weil so der Fokus auf viel User-Zeit in der App liegen müsste, um Werbekunden dafür zu finden. Für gute Qualität und die riesige Auswahl an Treffen sind 12,50 Euro im Monat preiswert. Täglich kann an Wanderungen, Stammtischen oder anderen Aktivitäten teilgenommen werden wie in einem riesigen Freizeitverein.

Partnerschaftsportale lahmen gerade gewissermaßen, was macht den Reiz eines Portals wie Meet 5 aus?
Die App ermöglicht es, ungezwungen neue Leute kennenzulernen. Daraus kann dann immer noch eine Beziehung entstehen. Treffen in der Gruppe sind lockerer als ein erstes Date zu zweit und bieten auch für Frauen mehr Sicherheit.

Wieso gibt es Euch nur als App? Sind denn nicht gerade ältere Personen eher am „Rechner“ zu finden?
Das Format der App ist nötig, um auch auf dem Weg zu einem Treffen kommunizieren zu können: Verspätungen oder Planänderungen gibt es immer mal. Wer nur am Computer wäre, würde dann die wichtigen Informationen verpassen und im schlimmsten Fall die Gruppe nicht finden. Daher ist ein Smartphone in jedem Fall Pflicht. Eine Web-Version als Erweiterung wird es in ein, zwei Jahren geben.

In welchen Städten seid ihr aktiv und wie viele Mitglieder habt ihr hier im Rhein-Main-Gebiet?
Im Rhein-Main-Gebiet gibt es wöchentlich 600 Treffen und insgesamt 30.000 aktive Nutzer. Deutschlandweit ist es nie weiter als 50 km zu einem Treffen. In allen Städten über 100.000 Einwohner gibt es einen Wochentreff oder Monatstreff.

Was mache ich, wenn ich mich dann doch verliebe? Hat nicht doch jeder und jede diesen Hintergedanken?
Nein, es gibt sehr viele Paare auf der App, die gemeinsam auf Treffen gehen und auch mehr Frauen als Männer, die nicht allein ins Museum oder auf eine Wanderung gehen möchten. Natürlich funkt es regelmäßig auch mal, wenn viele Leute zusammenkommen. Das ist ein schöner Nebeneffekt und freut uns sehr.

Wie kriegt ihr das mit dem Alter geregelt? Ihr seid ja für alle Altersgruppen offen.
Es gibt bei Treffen keine Altersbeschränkung. Jeder kann jedem Treffen beitreten, egal wie alt. Normalerweise finden sich auf natürliche Weise Leute in einem ähnlichen Alter als Gruppe zusammen. Wenn einer besonders alt oder jung ist, ist das eine schöne Sache und bringt eine spannende Dynamik in die Gruppe.

Man trifft sich für gemeinsame Interessen oder für Veranstaltungen. Disco oder Wandervogel, wo hat es den meisten Zulauf?
Outdoor, Kultur, Tanz und Gastronomie-Treffen sind die beliebtesten Kategorien in der App. Einen klaren Sieger gibt es da im Winter nicht. Wird es aber wärmer, gehen auch die Outdoor- Treffen deutlich in die Höhe.


… auf dem Prüfstand

Um eure nächste virtuelle Freundschaftssuche zu erleichtern, haben wir fünf bekannte Plattformen auf ihre Funktionen sowie Vor- und Nachteile geprüft.

Bumble BFF
Neben der „klassischen“ Datingfunktion und der Plattform zum Networking in der Berufswelt (bumble bizz) bietet der Ableger „Bumble BFF“ (kurz für: best friends forever) die Möglichkeit, gleichgesinnte Bekannte und Freund:innen im Umkreis zu finden. Mittels deines Profils kannst du deine Interessen, Hobbies und soziale Netzwerke verlinken. Ähnlich wie bei anderen Apps, wird auch hier nach dem Swipe-Prinzip gematcht. Sobald sich zwei Nutzer:innen gegenseitig sympathisch sind, hat jede Person 24 Stunden Zeit, die erste Nachricht zu verschicken. Die Basisfunktionen sind kostenlos, allerdings kann man sein Profil kostenpflichtig für erweiterte Funktionen aufwerten.
+ Profilverifikation möglich
+ Stichprobenüberprüfung auf Fake-Profile
+ Warnsystem für anzügliche Inhalte
– Nur gleichgeschlechtliche Freundschaften möglich
– Teilweise unübersichtliche Bedienvorgänge
– In Deutschland noch nicht weit verbreitet

friendsUP
Mit dem Slogan „Beste Freundin gesucht!“ wirbt friendsUP ausschließlich um weibliche Nutzerinnen, die im Erwachsenenalter nach platonischen Freundschaften mit gleichgesinnten Ladies suchen. Egal, ob man neu in der Stadt ist, Begleiterinnen zum Ausgehen sucht oder Freundinnen zum Ausleben eines gemeinsamen Hobbys. Außerdem kann man Veranstaltungen erstellen und somit mehr Nutzerinnen erreichen. Ein bedeutender Vorteil hierbei ist, dass lästigen Anmachversuchen durch die Herren der Schöpfung kein Platz gegeben wird.
+ einfache Handhabung
+ ausschließliche Frauen-Community
+ als jugendfrei und sicher eingestuft
– zahlreiche Werbeplatzierungen
– kostenpflichtige Add-ons
– nur auf einem Gerät nutzbar

Spontacts
Spontacts ist die optimale Plattform, wenn du im Handumdrehen Freizeitpartner für Hobbies, Sport und Reisen aus deiner Nähe finden möchtest. Gleichzeitig ermöglicht Spontacts die Erstellung von Gruppen, die Teilhabe an Diskussionsforen sowie das Posten von Beiträgen und Fotos im eigenen Profil. Auch hier gibt es ein kostenbasiertes Premium-Abo, die Basisversion ist jedoch gratis.
+ Als App und im Web nutzbar
+ Unkomplizierte Nutzung
+ Unverbindliches Vormerken von zukünftigen Events
– Unüberschaubar bei Mitgliedschaft in zu vielen Gruppen
– Wenige Mitglieder in ländlichen Räumen
– Keine Möglichkeit störende Nutzer:innen auszublenden

Meetup
Mit Meetup wird uns eine ziemlich neuartige Form des sozialen Netzwerkens vorgestellt. Egal ob du dein Business-Netzwerk vergrößern, deine eigene Lifestyle-Brand aufziehen oder Leute aus deinem Umfeld mit demselben Hobby kennenlernen möchtest. Das Ziel ist es, durch gemeinsame Interessen in Gruppen zusammenzufinden. Der App-Download und der Beitritt in existierende Gruppen sind kostenlos.
+ Weitgefächerte Interessensgebiete
+ Integrierte Chatfunktion
+ Ideal für Extrovertierte und diejenigen, die es werden wollen
– Kosten bei Erstellung eigener Gruppe
– Potenzielle Gebühren beim Beitritt zu Gruppen
– Keine Verifikation von Nutzer:innen

Patook
Patook ist nach dem Konzept her vergleichbar mit Tinder. Aber nicht verwechseln – auch hier geht es strikt um Freundschaften. Auch hier wird geswipet, erst bei einem Match wird der Chat freigeschaltet. Dein Profil wird durch einen Algorithmus und ein Punktesammelsystem optimiert, damit du Menschen mit gleichen Interessen und Einstellungen finden kannst. Poste öffentliche Beiträge, um interessante Gespräche zu starten und mehr Leute zu erreichen.
+ Profil anlegen als einzelne Person oder Freundschaftsduo
+ Personalisierte Einstellung von vorgeschlagenen Personen
+ 80% Antwortrate in den Chats, durch Unterstützung von K.I.
– Noch geringe Nutzerrate in Deutschland
– Kosten für Premium-Mitgliedschaft

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