Vom Urwald zum Publikumsmagnet

Wo früher ein wildwachsender Kleinwald wucherte, befindet sich heute die moderne, den internationalen Normen entsprechende Freizeit- und Sportanlage des 1. Mainzer Minigolf-Club 1964. Dessen erster Vorsitzender gibt vielfältige Einblicke in das Vereinsleben.
von Ulrich Nilles
Die größten Probleme hatten wir, das Gelände auf dem heutigen Hartenbergpark vom Wurzelwerk zu befreien“, erinnert sich Norbert Kramer, langjähriger Präsident des 1. Mainzer Minigolf-Clubs. Seit den 1970er-Jahren prägt Kramer den Verein, zunächst als engagierter Spieler, später als Gestalter des Vereinslebens. Unvergessen bleibt für ihn der Juli 1974, als er in Vaduz in Liechtenstein inoffizieller Europameister wurde und gemeinsam mit holländischen Mitspielern das WM-Finale Deutschland gegen die Niederlande verfolgte.
1975 entstand im Hartenbergpark in über 4.830 ehrenamtlichen Arbeitsstunden die erste vereinseigene Minigolfanlage. Heute ist der Parcours ein sehr beliebter Anlaufpunkt für Familien, Senioren und auch für Betriebsausflüge aus Mainz und der Umgebung. Circa 18.000 Gäste kommen zwischen Ostern und dem 3. Oktober auf das Open-Air-Freizeitgelände. Vor den Sommerferien entwickeln häufig bis zu fünf Schulklassen gleichzeitig sportlichen Ehrgeiz. „Das sieht man an den Gesichtern der Spieler:innen“, schwärmt Kramer von der Begeisterung, die vom Minigolfspielen ausgeht. „Minigolf bietet vor allem einen sozialen Mehrwert, nämlich Zeit in entspannter Atmosphäre miteinander zu verbringen“, erklärt Kramer die Faszination, die von dem analogen Spiel im digitalen Zeitalter ausgeht. Und das zu moderaten Eintrittspreisen. Die Familienkarte kostet 13 Euro, und als Ü60 zahlt man montags lediglich 2,50 Euro. Barrierefrei ist der Golfplatz trotz aller Bemühungen leider nur im Gastronomiebereich.
Für alle, die tiefer einsteigen wollen, bietet der Verein ein Schnupperpaket mit Leihschläger und gebrauchten Turnierbällen. Letztere kosten im Profibereich heute 23 Euro je Ball. Der Übergang vom Spielspaß zum ambitionierten Training ist fließend.
Zwischen Beton, Platten und Filz
Was viele nicht wissen: Der Verein ist auch Bundesliga-Klub. Auf dem 5.850 Quadratmeter großen Gelände im Hartenbergpark befinden sich zwei international genormte Systeme. Eine 12,5 Meter lange Minigolfanlage mit Betonbahnen und eine 6,25 Meter lange Miniaturgolfanlage mit Plattenbahnen. Für internationale Turniere sind zwei Systeme vorgeschrieben. Zusätzlich gibt es zwei Filzgolf-Trainingsbahnen.
Der Leistungsgedanke war bei der Vereinsgründung 1964 im Volkspark noch fern. Damals stand vor allem die Freude am gemeinsamen Spiel im Vordergrund. Doch bald erwuchsen aus dem Freizeitvergnügen sportlicher Ehrgeiz, aber auch Konflikte mit dem Platzpächter. Der Verein suchte eine neue Heimat und fand sie 1975 auf dem Hartenberg. Zu den prägenden Persönlichkeiten jener Zeit gehören Hans Pertgen und Gernot Eller, die mit Mut und Bürgschaften die Finanzierung stemmten. Später folgten langjährige Gestalter wie Karl-Heinz Franko, über Jahrzehnte Präsident und Fastnachter mit Reimtalent. Aktuell zählt der Verein 136 Mitglieder. Bei den Aktiven ist die Jugendabteilung gut vertreten und nach Corona legte die Jugendabteilung wieder kräftig zu.
Erfolg auf allen Ebenen
Auch sportlich sorgt der MGC für Furore. Er spielt in der Bundesliga Süd und qualifiziert sich regelmäßig für die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften. Zu den sportlichen Höhepunkten 2025 zählen die Senioren-DM in Murnau, die Deutschen Meisterschaften für die Jugend, für die Damen und die Herren – alles bei Erfolg mit internationalem Anschluss. Besonders in der Jugendausbildung war der 1. MGC lange führend und ist auf dem besten Weg, diese Position wieder einzunehmen. Beim Bundesländervergleichskampf nach Ostern 2025 in Mainz holte die U23-Mannschaft den Titel, das U18-Team belegte Platz fünf. Längst reicht das Turnierportfolio des MGC bis in die Champions League. Die Damenmannschaft des Vereins gewann diese insgesamt vierzehnmal, zuletzt 2023 und 2024. Die Herren zählen dort insgesamt fünf Erfolge.
Dass sportliche Exzellenz und persönliche Integrität zusammengehören, zeigt eine besondere Ehrung. Fünf Mitglieder wurden in der Vereinsgeschichte mit dem Silbernen Lorbeerblatt des Bundespräsidenten ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung im deutschen Sport.
Nach über 55 Jahren im Dienst des Minigolfs denkt Norbert Kramer an seinen Rückzug aus dem Amt: „Ich möchte mir selbst treu bleiben und die Geschicke des Vereins rechtzeitig in jüngere Hände legen.“ Ein Schritt, der dem Verein dennoch keine Sorge bereitet. Denn das Fundament ist stabil, der Nachwuchs aktiv, und der Geist des MGC lebendig.