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Gesellschaft Mainz

Insel für verlorene Kinder

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„Wir schaffen Inseln der Hoffnung in den vergessenen Regionen Ruandas. Wir gehen dorthin, wo es wehtut und große Organisationen erst gar nicht hinschauen.“ Die Mainzer Hilfsorganisation Human Help Network e.V. kämpft für „Kinderfamilien“ im afrikanischen Partnerland.

von Lea Krumme

Inspiriert durch das Live-Aid Konzert 1985 im Londoner Wembley-Stadion und die Nachdenklichkeit über nie ganz aufgeklärte Vorwürfe von veruntreuten Spendengeldern wurde die Idee des Human Help Network e.V. (HHN) geboren – einer kleinen Organisation, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, mit ihrer finanziellen Unterstützung sorgsam umzugehen und sie nachhaltig dort einzusetzen, wo sie wirklich gebraucht wird. „Human Help Network in Mainz ist viel zu klein, um auf die großen Konflikte des Kontinents Afrika zu reagieren“, räumt der HHN-Vorsitzende Ewald Dietrich ein, „aber deshalb wirkt unsere Hilfe im Kleinen umso mehr.“ Also richtet der Verein seinen Fokus speziell auf das Leid von verwaisten Kinderfamilien im Partnerland von Rheinland-Pfalz. „Eine Kinderfamilie besteht aus Geschwistern, die nach dem Tod der Eltern allein aufwachsen müssen. Diese Waisen stehen vor einer Aufgabe, auf die sie niemand vorbereitet hat. Sie müssen ihren Alltag selbst organisieren, zur Schule gehen, etwas zu essen auf den Tisch bringen und ihre Trauer bewältigen. Viele zerbrechen daran und landen schließlich auf den Straßen von Ruandas Städten – leben von kleinen Diebstählen, werden zu Straßenkindern. Kinder, die in diesen Verhältnissen aufwachsen, haben geringe bis gar keine Chance, den Teufelskreis aus Hunger und Armut zu durchbrechen.“ Besonders hart trifft es Mädchen, die in solchen Umständen minderjährig schwanger werden und keine Perspektive auf Unterstützung oder Bildung haben. In diese Misere will HHN eingreifen: „Insgesamt konnten seit unseren Anfängen 1990 schon über 1.800 Kinderfamilien mit unserer Hilfe ihren festen Platz in der Gesellschaft finden. So werden auch Fluchtursachen bekämpft, denn die jungen Menschen finden eine Zukunft in ihrer Heimat. Wir beweisen tagtäglich aufs Neue, dass unsere Arbeit mit den Kindern in Ruanda zu dauerhaft besseren Lebensbedingungen führt und Kinder und Jugendliche sich für eine Zukunft zuhause entscheiden. Diese nachhaltige Entwicklung möchten wir weiter ausbauen – jeder neue Pate ist für uns ein Zeichen, das dazu Mut macht.“

„Denn wir sind Mainzer“

Dass die Mainzer (und Rheinland-Pfälzer allgemein) ein geselliges Völkchen sind, hat die vergangene Fastnachtszeit ja nun wieder einmal unter Beweis gestellt. Bei aller Feierlust und Freude am Genuss dürfen aber auch die Solidarität und die Aufmerksamkeit für die Bedürftigkeit von Menschen, die außerhalb unseres Lebensalltags in der Welt Not leiden, nicht aus dem Blick geraten. „2.300 Mainzer und Rheinland-Pfälzer unterstützen die Arbeit des HHN als regelmäßige Spender oder Paten von Kinderfamilien. Auch in Not- und Katastrophensituationen erhielten wir in den zurückliegenden Jahren immer viel Unterstützung. Die Menschen wissen, dass ihre Unterstützung effektiv dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Das bewegt auch immer mehr junge Menschen und Studenten, sich uns anzuschließen. Denn wir sind Mainzer, unsere Arbeit ist nachvollziehbar, unsere Strukturen wirken nachhaltig, unsere Hilfe ist nicht anonym.“

Engagement auf schmalem Grat

Für die zukünftige Entwicklung der Not von Kindern und der Hilfsbereitschaft, mit der unsere Gesellschaft darauf reagiert – oder reagieren sollte – lautet Dietrichs Prognose: „Hilfsorganisationen wie HHN bewegen sich auch zukünftig auf einem schmalen Grat. Einerseits müssen sie den Menschen hier bei uns vermitteln, wie schlecht es vielen Kindern in Afrika auch heute noch geht. Das ist nun mal so und davor darf man nicht die Augen verschließen. Einmal in der Hütte einer Kinderfamilie in Ruanda gestanden und ihre bittere Armut erlebt zu haben – wie vermittelt man das? Andererseits darf eine Hilfsorganisation ihren Schützlingen nicht die Würde nehmen. Sie muss informieren, nicht bloßstellen. Und sie muss ein differenziertes Bild der Situation von Kinderfamilien vermitteln, dann ist eine langfristige Hilfsbereitschaft unserer Gesellschaft immer möglich.“ Das Human Help Network geht mit der Vision voran, den Weg für eine Zukunft zu ebnen, die allen offensteht und Chancen, Perspektiven, Hoffnung verspricht: Vom Straßenkarneval in Mainz bis zu den Straßenkindern von Ruanda.

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