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Kultur

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„Was immer Du tun kannst oder erträumst tun zu können, beginne es. Kühnheit besitzt Genie, Macht magische Kraft. Beginne es jetzt!“, so Goethe. Als hätte er Schloss Freudenberg besucht.

von Nadine Tannreuther

Das Schloss Freudenberg in Wiesbaden hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kreativität zu wecken, zu neuem Denken zu inspirieren und dafür Räume und Themenfelder anzubieten. Dazu zählen Teambildung, Fähigkeitsentwicklung, Veränderung, Wandel und Innovation. Probleme werden im Team von etwa 80 Mitarbeitern als Herausforderungen angegangen, in einem Prozess den es gemeinsam zu beschreiten gilt. Besucher des Schloss Freudenberg sind dabei keine Zuschauer, vielmehr Akteure die sich an Phänomenen üben, ihre Umgebung und sich selbstständig erforschen um durch Erfahrung zu persönlicher Erkenntnis zu gelangen: „Wir sind da für Menschen und Organisationen die es wagen, unkonventionelle Wege zu gehen und kreative Lernformen zu erproben“, erklärt Gründer und Inhaber Matthias Schenk.

Entfaltung der Sinne

Frei nach dem Leitmotiv „Sanierung = Heilung durch Kunst“, werden Schloss und Park nach und nach saniert, restauriert und wieder neu belebt. Besucher erwartet eine Art „Villa Kunterbunt“ mit verschiedenen Facetten, Ecken und Kanten. Je nach Blickwinkel verändert sich das Erscheinungsbild, die Wahrnehmung, die Zeit vergeht wie im Flug und steht doch still. Auf circa 2.000 Quadratmetern Spiel-Raum, etwa 13 hektar Gestaltungs-Raum sowie in drei Seminarräumen und unzähligen Zwischenräumen, eröffnen sich über achtzig Installationen, Exponate und Versuchsanordnungen wie auch Werk- und Wirkräume. „Uns geht es nicht um die Vermittlung von Theorie, sondern ums Staunen, ums Wundern, ums Erfahren, ums Tun, ums Tätig sein“, lädt Matthias Schenk ein. Ein Schloss voller Leben und Herzlichkeit, wandelbar mit einer Vielzahl an Möglichkeiten: Bienenseminar, Wasserwerk, Schlosscafe, Waldkiosk, mobile Werkstatt der 13 Sinne, DunkelBar, Restaurant NachtMahl, Jahreszeitenfeuer, Hochzeit, Scheidungsparty, Ferienangebote, Konzerte, Kindertagesstätte oder ein Barfußpfad. Dann heißt es Schuhe aus! Strümpfe aus. Balancieren, Klettern und Tasten für Menschen zwischen drei und 103 Jahren.

Barfuß denken

Dazu lädt eine Übung ein: Du stehst und widmest deine Aufmerksamkeit deiner Haltung. Von Fuß zu Kopf: Wie ist Dein Kontakt zum Boden, die Stellung deiner Kniegelenke (durchgedrückt, leicht gebeugt, stark gebeugt) und der Abstand zwischen deinen Knien (o-beinig, x-benig, parallel)? Wie steht es um Hüfte und Beckengürtel, Wirbelsäule, Kopfhaltung oder Schultergürtel? Du stellst deine Gespanntheit fest (Unterspannung, Überspannung oder Gestimmtheit). Aus diesem Stand heraus lässt du dich anschließend fallen. „Um aus einem Zu-Stand herauszukommen, müssen wir aus ihm herausfallen. Wir verlagern den Schwerpunkt aus unserem Körper heraus, nach vorne, dorthin, wo wir nicht sind“, fordert die Gesellschaft Natur & Kunst gemeinnütziger e.V. in der Freudenbergerstraße 224-226 auf. Beatrice und Matthias Schenk gründeten hier 1993 das erste „Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne” in Deutschland und empfangen bis heute über zwei Millionen Menschen, indem sie Natur, Kunst und Glück zusammenbringen: „Wir hatten keine Chance, also fingen wir an.“

Panzer verbauen

„Wir schaffen Gelegenheiten zur Begegnung, provozieren Eigentätigkeit. Schloss Freudenberg bewegt die Freude am Lernen. Ohne Freude geht nichts.“ Ein Beispiel dafür ist Polemos – eine soziale Plastik. Bestehend aus 136 gepolsterten Modulen, handelt es sich bei Polemos um mobile Einzelteile von der Documenta 14 nach Andreas Angledakis, die sich zu einem großen Panzer zusammensetzen. Einzeln frei verbaubar, bietet dies eine Basis zur Gestaltung von Raum und Dialog und kann beispielsweise bei Team-Events als Sitzgelegenheiten, Tische, Trennwände oder Empore dienen. Auf diesem Kunstwerk steht „Bitte berühren“ groß geschrieben, denn es ist begreifbar, begehbar und wandelbar. Willkommen in Schloss Freudenberg! Für Erwachsene in Begleitung von Kindern. Für Gruppen und Teams jeden Alters. Für ein Werden, Erscheinen, Vergehen.

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