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Kultur

Spielzeitführer Saison 22/23

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Der Sommer endet und die STUZ liefert einen Vorgeschmack, was auf den Bühnen erblühen wird. Neben altbekannten Stücken darf man sich auf die eine oder andere Premiere freuen.

von Julius Ferber

Staatstheater Mainz

Gleich 24 neue Stücke finden in der anlaufenden Spielzeit ihren Weg ins Mainzer Staatstheater. Dystopisch wird es im Oktober: Hans Henny Jahnn setzt sich in seinen Werken mit den destruktiven Folgen des Fortschritts auseinander. In Der Staubige Regenbogen, das am 15. Oktober Premiere feiert, thematisiert er Atomkraft und die Gefahr einer atomaren Staubwolke. Ab dem 30. Oktober ist das Stück Die Laborantin zu erleben, in dem Ella Roads eine Welt zeichnet, in der ein Gesundheits-Rating jeder Person ermittelt wird, das sich bald auf alle Lebensbereiche ausweitet – Korruption vorprogrammiert.

Michael Endes Satanarchäolügenialkohöllischer Wunschpunsch sorgt für die Verkehrung guter Wünsche. Ob Kater Maurizio di Mauro und Rabe Jakob Krakel den Bösewichten das Handwerk legen können, erfahren alle ab 6 Jahren ab dem 12. November.

In einer Bühnenversion von Benedict Wells‘ Roman Fast Genial versucht der junge Francis ab dem 7. Januar seinen biologischen Vater, einen Harvard-Wissenschaftler ausfindig zu machen. Mit seinen Freunden beginnt er einen Roadtrip durch die USA.

Im Großstadtdschungel New Yorks hat der Florist Seymour eine menschenfressende Pflanze gezüchtet, die einen beachtlichen Appetit an den Tag legt. Die Situation droht ihm nun über den Kopf zu wachsen. Musical-Fans kommen ab dem 4. März auf ihre Kosten, wenn Der kleine Horrorladen seine Türen öffnet.

Den Reigen der Spielzeit eröffnet das inklusive Theater-Festival Grenzenlos Kultur, das vom 22. September bis 2. Oktober zum 24. Mal internationale Performances und Stücke präsentiert.


Staatstheater Wiesbaden

In Wiesbaden läutet ein Klassiker am 24. September die neue Saison ein. Kreuz und quer verliebt sind die jungen Athener:innen in Shakespeares Ein Sommernachtstraum entgegen der Pläne ihrer Eltern. Ihre nächtliche Flucht in den Wald, in dem liebestolle Elfen lauern, vereinfacht die Situation nicht gerade.

In Amerika baut sich Tora-Lehrer Mendel Singer ein neues Leben auf, doch verliert bald seine Familie und seinen Glauben. Hiob heißt das Stück, das ab 1. Oktober zu sehen ist – nach dem Mann im Alten Testament, den ein ähnliches Schicksal ereilte. Die Wiesbadener Klezmer- Formation „i giocosi“ unterstützt die Theater-Adaption von Joseph Roths Roman.

Michael Kramer von Gerhart Hauptmann berührt seit 122 Jahren das Theaterpublikum. Titelfigur ist ein alternder Kunstprofessor, dessen begabter Sohn sein Talent verschleudert und sich schließlich das Leben nimmt. Den berühmten Schlussmonolog gibt es ab dem 4. November zu sehen.

Der Fall Medea (ab 2. Dezember) verwebt den wahren Kriminalfall einer Frau, die sich und ihre Kinder getötet hat, mit dem Stoff des antiken Medea-Mythos. Eine Frau, die vieles war: Mutter, Heimatlose, Zauberin und voller Schmerz, Wut und Rachewünsche.


Mainzer Kammerspiele

Zu Beginn der Spielzeit findet in den Kammerspielen traditionell das Kinder Theater Festival statt, in dessen Rahmen zahlreiche Produktionen für die kleinsten Theaterfans gastieren. Dieses Jahr mit dabei sind unter anderen das Figurentheater Marmelock mit Als der Tiger einmal der Bär sein wollte am 18. September und Maunz‘ und Wuffs guter Tag am 9. Oktober (beide ab 4 Jahren).

Erstmals in der Region zu sehen ist die Tragikomödie Vater (Le Père) des Franzosen Florian Zeller ab 13. Oktober Das Stück beschreibt, wie André, einem älteren Witwer mit zwei Töchtern, aufgrund seiner Alzheimer- Erkrankung zunehmend die Kontrolle über sein Umfeld und seine Beziehungen entgleitet. Die Verfilmung, bei der der Autor selbst Regie führte, erhielt 2021 den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch. Am 4. November folgt die Uraufführung des musikalischen Theaterabends Spötterdämmerung des Wiesbadener Theaterkollektivs Goj Theater.


Velvets Wiesbaden

Wieder auf dem Spielplan der Velvets steht der Dauerbrenner Der kleine Prinz (ab 17. September) aus der Feder Antoine Saint-Exupérys. Auch Pinocchio (ab 18. September) und Heisse Zeiten Revue (ab 30. September) werden wieder gegeben.

Ergänzt werden Puppenspiel und Eigenproduktionen durch gastierende Künstlerinnen und Künstler. So spielt etwa der Mentalmagier und Gedächtnisakrobat Harry Keaton am 25. September im Velvets und verblüfft mit Gedankenlesen und Hirnakrobatik sein Publikum. Am 13. November präsentiert Kabarettist Christian Schliehe Das Beste von Heinz Erhardt.


kuenstlerhaus43

Mehr als nur ein Augenschmaus ist das Dinnertheater des Wiesbadener kuenstlerhaus43. Auch in dieser Spielzeit kommt der kulinarische Genuss bei Stücken wie Leichenschmaus & schwarze Katzen (ab 17. September) und Der Spätlesereiter (deutsch-französisches Menü, ab 23. September) nicht zu kurz.

Daneben darf man sich am 16. September in Offene Zweierbeziehung von Dario Fo über Petra Theisen amüsieren, die als Antonia mit den Eskapaden ihres Mannes (Axel Ghane Basiri) umgehen muss.

Ein Krimiabend, bei dem auch die Schauspieler:innen darüber im Unklaren sind, wer unter ihnen gemordet hat, Livemusik und ein Fall zum mitfiebern: Das ist Mord in Aussicht, welches das Künstlerhaus-Ensemble ab dem 25. September wieder ins Theater im Palast improvisiert.

Ab dem 29. September hauen sich dort die Poet:innen beim Poetry Slam die Wortfetzen um die Ohren.


Kammerspiele Wiesbaden

Seit dem 26. August wieder im Programm der Kammerspiele: Norm Fosters Zwei wie wir. Ein Ex-Paar reflektiert vier Jahre nach der Trennung bei einer zufälligen Begegnung die vergangene Beziehung mit all ihren Höhen und Tiefen. Humorvoll und doch berührend inszeniert von Klaus-Dieter Köhler.

Letzterer zeichnet sich auch verantwortlich für das Kammerspiel Amore & Psycho (ab 15. September), in dem eine Architekturstudentin versehentlich im Lagerraum eines Museums der Antike eingeschlossen wird. Auf der Suche nach einem Lichtschalter kommt sie zu dem Schluss, Opfer einer Entführung zu sein.

Der Krimi Flurgeflüster (ab 15. Oktober) handelt vom dritten Stock eines Neubaus, in dem eine Nachbarin und ein Nachbar sich kennenlernen. Nach einiger Zeit kommt das Gespräch auf die Bewohnerin der dritten Wohnung ihrer Etage, von der man nur die Müllbeutel vor der Tür zu Gesicht bekommt.

In Der Sittich wird ein Ehestreit ausgetragen, der über eine abgesagte Einladung zum gemeinsamen Abendessen mit Freunden ausbricht. Telefonisch teilte einer der Gäste mit, dass bei ihm eingebrochen wurde und er seine Frau nicht erreichen könne. Dass das nicht der wirkliche Grund sein kann, ist beiden klar. Ab 3. Dezember.


Junge Bühne Mainz

Die Junge Bühne wartet wieder mit Der kleine Prinz auf. Am 21. September entführt die Inszenierung auf der M8-Bühne die kleinen und großen Zuschauenden auf eine Reise durchs Universum.

Wiederaufgenommen wird ab 23. September im bereits neunten Jahr auch Georg Büchners Drama Woyzeck, das die Geschichte eines armen Schluckers ganz unten in der Gesellschaft erzählt. Er tut alles, um seine Familie über Wasser zu halten. Als er herausfindet, dass er dennoch betrogen wird, eskaliert die Situation.

Beim [Ur]Faust handelt es sich eine Neuproduktion, die pandemiebedingt lange verschoben werden musste. Für die jetzt beginnende Spielzeit ist sie angekündigt, ein Datum für die erste Aufführung ist noch nicht fix. Selbiges gilt für die Neueinstudierung von Macbeth, das nach der Premiere Ende 2019 zunächst ausgesetzt wurde.

Ein Termin für die Premiere von Der mutige Zinnsoldat & die Papiertänzerin steht mit dem 17. September allerdings bereits fest. In der Neufassung von Hans Christian Andersens „Der standhafte Zinnsoldat“ müssen sich die Titelfiguren nach einem Sturz aus dem Fenster des vertrauten Spielzeugladens als seetauglich beweisen. In einem Papierschiffchen segeln sie den Rinnstein entlang. Für alle ab sechs Jahren.


Galli Theater Wiesbaden

Einen Psychothriller mit einer Portion Humor bietet Illusio ab dem 2. September. Der Versuch einer Schriftstellerin, sich in eine selbst erdachte Figur zu verlieben, scheint zu gelingen. Doch dann passiert etwas Unheimliches. Tiefschürfende Dialoge und stimmungsvolle Songs sorgen für einen abwechslungsreichen Theaterabend.

Wenn zwei Vampire aufkreuzen und einem als Schauspielerin in der Provinz Weltruhm versprechen, kann man schlecht nein sagen. Vor allem, wenn sie so überaus gute Argumente liefern. Oder? Besuch der Vampire liefert ab dem 16. September die Antwort.

In Die Männerschule (ab 23. September) trifft ein unreifer junger Mann auf eine erfahrene Frau. Er ist lernbereit, sie lehrbereit. Höchste Zeit also, sich einigen Fragen zu widmen: Was ist ein richtiger Mann; was eine richtige Frau? Und wie und warum kommen sie zusammen?

Daneben sind mit Die Bremer Stadtmusikanten, Rapunzel, König Drosselbart und einigen anderen Märcheninszenierungen auch Stücke für Kinder im Spielplan des Galli Wiesbaden zu finden.


Unterhaus Mainz

Das Programm Kunterbunt & Farbenblind (15. September) ist etwas für alle, die Comedy mögen. Oder Slam Poetry, Musik und Kabarett. Wenn Sulaiman Masomi sich den verschiedensten Aspekten der menschlichen Psyche und des alltäglichen Zusammenlebens einer multikulturellen Welt annimmt, ist für jede:n etwas dabei.

Bereits seit zehn Jahren zieht Timo Wopp im Dienste des Kabaretts durch die Lande. Das muss gefeiert werden! Bei seiner Jubiläumstour Ultimo taucht der ehemalige Berater am 28. September noch einmal tief in seine bisherigen Programme ein und coacht sein Publikum in Grund und Boden.

Virtuosen Gitarrenklängen kann man am 23. Oktober lauschen. Sammy Vomácka gastiert mit seinem Programm Acoustic Guitar im Unterhaus und interpretiert Jazztitel und Klassiker des Piano-Ragtime, die er für sein Instrument arrangiert. Dazu singt er mit einer rauen Stimme, die wie für den Blues gemacht ist.

Korea, Kpop, Kimchi: Alles im Kommen. In diese Reihe stellt sich Kabarettist Ill-Young Kim mit seinem ersten Soloprogramm Kim Kommt! sehr gerne. Hier berichtet er von haarsträubenden Erlebnissen als Deutscher mit asiatischem Aussehen und entlarvt dabei so manches Vorurteil (30. Oktober).


Theater im Pariser Hof

Sanft ist das neue Stark und Zuhören ist das neue Reden. Andreas Weber reflektiert sich mächtig einen ab in Femmanismus, ist auf der Bühne ehrlich und liebevoll und gesellschaftliche Normen hinterfragt er am 10. September wie seine eigene Haltung. Nachrichten aus dem Hinterhaus präsentiert Matthias Egersdörfer am 23. September. Er lädt ein, sich zu ihm an den Küchentisch zu setzen und über den Alltag im Hinterhaus zu sprechen. Dann erklärt er, was es mit dem Husten von Frau Schlitzbier im Innenhof und den Käfern der Bahulgenkinder auf sich hat.

Die Komödie Click ins Glück (1. Oktober) erzählt die Partnerinnensuche eines Frischgeschiedenen. Er versucht es online und trifft auf fünf grundverschiedene herausfordernde Persönlichkeiten. Gespielt werden alle von Ulrike Neradt. Mit Protagonist und Pianist Frank Golischewski kommen auch die musikalischen Einlagen nicht zu kurz.

Jonas Greiners Programm In voller Länge ist am 14. Oktober im Pariser Hof zu sehen. Zu kurz kommt hier wirklich niemand: 2,07 Meter misst der Kabarettist aus Thüringen und Comedian. Auch jenseits von Wortspielen über seine Körpergröße überzeugt er und tourt seit 2018 durch die deutsche Comedy- Landschaft.


Villa Musica

Im Alten Dom Mainz erwecken am 17. September junge Streicher:innen der Villa Musica Cellosuiten und Sonaten für die Violine von Johann Sebastian Bach zum Leben.

Pianist Alexander Melnikow, der am Moskauer Konsevatorium absolvierte, und Stipendiat:innen der Villa Musica interpretieren unter dem Titel Clara und Robert Stücke des Ehepaars Schumann. Unter anderen Fantasiestücke für Violine und Klavier, op. 22 der Romantik-Komponistin und Fantasie C-Dur, op. 17 ihres Mannes werden in er Villa Musica zu hören sein.

Das Mainzer Landesmuseum lädt am 8. Oktober ein, dem Aris Quartett und dem Jungen Streichquartett der Villa Musica beizuwohnen, wenn sie Streichquartette aus Klassik und Romantik zur Aufführung bringen.

Foto: Staatstheater Mainz

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