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Wiesbaden

Gesang und Musik in historischem Ambiente

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Im Wiesbadener Westend befindet sich die Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache im Hinterhof Palazzo. Hier kann man Singen lernen oder auch Konzerte besuchen.

von Inken Paletta

Viele Künstler haben sich im Westend angesiedelt, so auch Mary Lou Sullivan-Delcroix aus Connecticut. Für die ausgebildete Opernsängerin und Gesangspädagogin, die in Boston und Hamburg Musik mit Schwerpunkt Oper und klassischem Gesang sowie Gesangspädagogik in Mainz studiert hat, ist das Westend zu einem Stück Heimat geworden. „Ich wohne ganz in der Nähe und meine Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache im Hinterhof Palazzo in der Walramstraße 35 feiert in diesem Jahr bereits ihr 40-jähriges Bestehen“, erzählt sie, während ihre Finger über die Tasten ihres schwarzen Blüthner Flügels tanzen und sie das Lied „Das Gibt’s nur einmal“ anstimmt. Ein bekannter Song aus dem Film „Wie der Wind sich hebt.“ Und einmalig ist nicht nur ihre Stimme, sondern auch ihr Hinterhof Palazzo, das sich in einem alten Backsteingebäude befindet, und sich mit Unterrichtsraum und Bühne, Büro, Künstlergarderobe und Theaterfundus über drei Stockwerke verteilt. „Unter dem Dach befindet sich auch ein kleines Gastapartment für Künstler“, verrät sie. Seit 1993 gibt sie hier Gesangsunterricht für Hobbysänger und Berufsmusiker. „Ich bin auch Dozentin an der Schauspielschule im Georg-Buch-Haus und gebe mehrmals im Jahr Gesangskurse in Österreich und in der Toskana“, erzählt Sullivan-Delcroix, die sich als großer Italienfan sehr für klassische Stücke von Giacomo Puccini und Giuseppe Verdi begeistert.

Gesangsambitionen seit der Kindheit
Ihre Liebe zu Musik, Schauspiel und Gesang entstand bereits in der Kindheit. Mein Vater hat in seiner Freizeit Regie bei einem Sommertheater geführt, in dem wir als Jugendliche selbst mitgespielt haben“, verrät Sullivan-Delcroix. „Und wir hatten zu Hause auch ein Klavier, auf dem meine Mutter gerne spielte und dazu sang.“ Mit sieben Jahren stand ihr Berufswunsch Sängerin zu werden fest. Sie nahm Klavier- und Gesangsunterricht, sang später im Chor, bei Weihnachtsfeiern und auf Hochzeiten. Ihr erster großer Auftritt war eine Arie aus Romeo und Julia. Nach der Schule begann sie ein Literaturstudium in Boston, wechselte jedoch nach ein paar Semestern auf die dortige Musikhochschule. Mit einem DAAD-Stipendium kam sie zum Studieren nach Hamburg. „Das war toll, denn in Deutschland gibt es die besten Opern- und Konzerthäuser“, schwärmt Sullivan-Delcroix. Nach dem Studium folgten Opern-Engagements in Deutschland, Holland, Luxemburg und den USA. Der Liebe wegen kam sie schließlich nach Wiesbaden. „Mein Mann Michael Delcroix war Schauspieler und Regisseur am Wiesbadener Theater. Er hat auch das Hinterhof Palazzo bis zu seinem Tod im letzten Jahr entscheidend mitgeprägt. Er gab hier Sprechtraining und führte Regie bei der Opernklasse“, erzählt Sullivan- Delcroix, die die Kulturlocation auch in seinem Andenken weiterführt.

Gesangsunterricht und buntes Kulturprogramm
Neben eigenen Auftritten unterrichtet Delcroix heute in Wiesbaden andere in Gesang und Ausdruck. „Die Idee dazu kam mir zum Ende meines Musikpädagogikstudiums in Mainz“, erzählt Sullivan- Delcroix, die jeden Tag ihre Stimme trainiert. „Natürlich gibt es Menschen, die mit einer perfekten Stimme auf die Welt kommen. Aber Singen kann jeder lernen. Man muss nur lernen seine Stimme wie ein Instrument zu beherrschen, hierbei kommt es auf die richtige Atemtechnik an“, weiß die Profisängerin, die bei ihren Gesangsschülern viel Wert auf konstruktive Kritik und Wertschätzung legt. „Ich suche gemeinsam mit den Schülern stets Lieder aus, die ihnen Spaß machen. Denn mit Spaß lernt man am besten.“ Wer möchte kann sein Können im Hinterhof Palazzo auch präsentieren, denn mehrfach im Jahr finden themenorientierte Liederabende statt. „Zum Beispiel in der Weihnachtszeit mein Christmas Caroling“, so Sullivan-Delcroix. Darüber hinaus entstehen mit anderen Musikern, regelmäßig Events und Konzerte. Am ersten Oktober wird das Publikum ab 17 Uhr in die Welt der Chansons von Marlene Dietrich, Hildegard Knef und Barbara Streisand entführt. Und am 14. und 15. Oktober findet im Rahmen der Kulturtage Westend die Premiere der Produktion der Opernklasse „Pauline – Eine Europäerin, Operndiva, Komponistin und Saloniere“, statt, eine Aufführung mit Gesang und Lesung rund um die Operndiva Pauline Viardot-García. Für das nächste Jahr sind weitere Veranstaltungen geplant: ein weiteres Event zu Viardot-García, eins über den russischen Pianisten und Komponisten Wassiljewitsch Rachmaninov sowie ein neapolitanisches Musikprogramm mit befreundeten Musikern aus Italien.


WTF
Mary Lou Sullivan-Delcroix
Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache
Walramstraße 35, Wiesbaden
hinterhof-palazzo.de

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