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Wiesbaden

Eventerview: Weimar 2.0?

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Die Wiesbadener Initiative „Moment mal! Aktion für eine offene Gesellschaft“ und der Schlachthof präsentiert in ihrer Reihe „Defend Democracy“ Vortragende zum Thema Rechstradikalismus. Am 14. Mai um 19.30 Uhr referiert Politikwissenschaftler Professor Markus Linden. In „Weimar 2.0? Über Radikale Mosaik-Rechte, Negative Öffentlichkeit und die prekäre Zukunft der Demokratie!“ spricht Linden über Medien und Mittel die unsere Demokratie untergraben. STUZ hat ihn im Vorfeld Fragen zu der Thematik gestellt.

Es gibt ja nicht „die Rechte“ sondern ein ganzes Orchester rechter Vereinigungen, für die der Begriff Mosaik-Rechte steht. Was kann man sich darunter vorstellen?
Es handelt sich um eine Strategie der Neuen Rechten, der es darum geht, um einen Kernbestand von Avantgarde-Akteuren ein Feld von – aus ihrer Sicht – „nützlichen Idioten“ aufzubauen. Man biedert sich an, um Begriffe und Narrative sagbar zu machen. Das Feld der Negativen Öffentlichkeit bietet hierfür hervorragende Rahmenbedingungen. Ein neues rechtspopulistisches, aber nicht verfassungsfeindliches Portal wie NIUS fungiert dann ebenso als Teil der „Mosaik-Rechten“ wie die eigentliche rechtsextreme Hetze im Compact-Magazin. Es geht um Gewöhnung und anschließende Reprovokation, etwa durch einen Begriff wie „Remigration“.

Behauptungen statt Fakten, Agitation statt Verständigung. Anschmiegen an totalitäre Machthaber. Warum findet das so viel Zustimmung?
Beobachtbar ist eine Mischung aus Argumentation, Agitation und Bullshitisierung politischer Öffentlichkeit. Dieses Uneindeutige macht es schwer greifbar. Förderlich war sicherlich nicht, dass Deutschland so lange von Großen Koalitionen regiert wurde. Schon die Regierungsbildung 2005 war ein Fehler. Konsens und Macht wurden über die notwendige Optionalität des Politischen gestellt. Monokausal lässt sich die Sache aber nicht erklären.

Herr Linden, mit welchem Wissen und welchen Strategien gehen wir am besten in den Diskurs mit der Rechten? Oder sollten wir gar nicht diskutieren?
Wie man es nicht macht, hat Herr Voigt bei seinem „Duell“ mit Höcke gezeigt. Er hat einen Neofaschisten auf eine Ebene gehoben und mit ihm über Gehacktes und Mett diskutiert. Nicht einmal die relevanten Dokumente hatte er parat. So geht die Selbstverharmlosungsstrategie der AfD auf. Man sollte einen parteipolitischen Flugzeugträger des Neuen Russischen Totalitarismus nicht hoffähig machen.

Sie referieren am 14. Mai im Schlachthof auch zur alternativ-medialen Öffentlichkeit. Was versuchen diese Medien zu bewirken?
Dieses Feld der „Alternativ-Medien“ hat sich in den letzten 15 Jahren herausgebildet. Es ist sehr heterogen, weist aber gemeinsame Strukturen auf. Ich habe dafür den Begriff Negative Öffentlichkeit geprägt. Hier geht es, teilweise unabhängig von der ideologischen Ausrichtung, um die radikale Kritik des Bestehenden. Legitime Kritikpunkte werden mit völlig überzogener und delegitimierender Agitation vermischt.

Mehr Infos: momentmal.org

Interview: Michael Süss

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