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Konzertflügel sind zum Spielen da

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Die Jazz-Szene im Rhein-Main Gebiet findet noch lange nicht so viel Zuspruch, wie ihr eigentlich gebührt. Doch es gibt einige, die sich mit Rat und Tat für ihre Popularität einsetzen.

von Julia Paszczella

Wer sich für die Jazz-Szene in Mainz und Wiesbaden interessiert, kommt an der Künstlerin Christiane Schauder und an Jazz-Architekt Raimund Knösche nicht vorbei. Seit etwa 2002 schon organisiert Raimund Knösche in eigener Regie Jazz-Konzerte in Wiesbaden. Was als Hobby anfing, ist mittlerweile eine große Leidenschaft geworden. Neben seiner monatlich stattfindenden Konzertreihe ACHTER in der Musikbibliothek der Mauritiusmediathek organisiert er nun auch seit ein paar Jahren das jährlich stattfindende Just Music Festival. Dass es sich hierbei um ein Mainstream-Festival handelt kann man zwar nicht sagen, doch in der Jazz-Szene hat es bereits überregional, teils auch international Anklang gefunden, was sowohl Besucher als auch Musiker betrifft. Die Musik bekannter Jazz-Größen wie Ray Anderson oder Cooper Moore hat hier schon ihre Zuhörer verzaubert. Doch mindestens genauso wichtig und interessant ist für Knösche die Musik und die Förderung junger und (noch) unbekannter Künstler.

 Mit Leidenschaft und Tatendrang

Auch Knösche selbst fing als junger Mensch an, sich für Jazz-Musik zu interessieren. Für ihn war Jazz viel mehr als nur Musik, es war eine Einstellung. Keine andere Musik sei so politisch, so offen und frei und könnte verschiedenste Elemente anderer Musikrichtungen miteinander vereinen. Auch privat ist er begeisterter Konzertgänger und immer wieder gespannt und offen für Anderes, gerne auch Experimentelles. Er erinnert sich nur zu gerne an einen Auftritt der Konzertpianistin Eve Risser. „Sie hat mich völlig aus den Socken gehauen“, schmunzelt er.  Sie performte im Innenraum des Klaviers, auf den Saiten selbst. Auch das Publikum war hellauf begeistert. Es ist genau die Art von Musikerlebnis, die Knösches Leidenschaft und Tatendrang immer weiter vorantreiben. Schon oft habe er auch daran gedacht seine Profession, die Architektur, ruhen zu lassen und sich nur noch seiner Passion, der Jazz-Musik, zu widmen. Vielleicht ein kleines Jazz-Café oder eine Bar zu eröffnen. Ohne großes Startkapital und mit der doch eher geringen Zahl der Konzertbesucher direkt aus Wiesbaden sehr schwer umsetzbar. Für seine Veranstaltungen selbst bekommt Knösche erst seit ein, zwei Jahren finanzielle Unterstützung von Stadt und Land. Vorher musste er alles alleine und natürlich durch Spenden stemmen. Die Organisation der Konzertreihe und des Festivals reichen ihm zur Verwirklichung seines Hobbys und finden großen Zuspruch beim Publikum. „Wir bekommen oft zu hören, dass wir so klein und in dem kompakten Rahmenbleiben sollen“. Gerade dann sei nämlich die Atmosphäre großartig und die Arbeit mache ihm  generell viel Freude. Für die Zukunft der Jazz-Szene wünsche sich Raimund Knösche noch mehr Zuspruch des Publikums, vor allem den junger Leute.

 Jungen Musikern Chancen geben

Ähnlich geht es da auch Christiane Schauder aus Mainz. Seit nun etwa zehn Jahren betreibt sie ihr Atelier in der Schießgartenstraße des Mainzer Bleichenviertels und wandelt es in regelmäßigen Abständen zur Mini-Konzerthalle um. Es fing alles mit der Lieferung eines Konzertflügels an. „Den konnte man nicht einfach da stehen lassen“,  so die Künstlerin, „der muss gespielt werden!“ Was dann folgte waren sporadische kleine Auftritte bekannter Musikerfreunde, die innerhalb kürzester Zeit zum Selbstläufer wurden. Bewerbungen vieler verschiedener Musiker folgten. Gerade auch jungen und unbekannten Künstlern bietet Schauder eine Möglichkeit, in entspannter und familiärer Atmosphäre ihr Können zu präsentieren. Etwa zweimal im Monat veranstaltet sie momentan Konzerte verschiedenster musikalischer Richtungen. Finanzielle Unterstützung bekommt sie dafür keine, alles geschieht auf Spendenbasis. Ihr ist es jedoch ebenfalls wie Knösche ein Anliegen, die Jazz-Szene auch unter jungen Leuten populärer zu machen. Es gäbe eine tolle Szene junger Musiker, die wahnsinnig gut ausgebildet seien und in der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen würden, wie es ihnen eigentlich gebühre. Doch hätte man allen Grund optimistisch zu bleiben: Es würde sich bestimmt noch einiges tun. Doch nicht nur Unbekannte, auch bekanntere Musiker wie etwa Mathew Ship sind bereits im Atelier aufgetreten. Ein weiterer hat sich schon angekündigt: Im Dezember wird Jazz-Pianist Alexander von Schlippenbach mit seinem Trio im Atelier zu sehen sein.

 

Jazz im Atelier:

Dienstag, 11. 12. 2018, 20 Uhr: Alexander von Schlippenbach Trio, Berlin

Jazz im Atelier:

Freitag, 14. 12. 2018, 20 Uhr: Duo Pascal Klewer / Simon Bräumer, Köln

ACHTER 5 am 16.12., 17 Uhr: Das Kapital Loves X-mas

Musikbibliothek in der Mauritiusmediathek, Wiesbaden

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