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Kultur

Winzer & Wein – Weingut Schneider Müller

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In einer losen Serie stellen wir Winzer der Region vor. Rheinhessen und Rheingau gehören zu den besten Weinbaugebieten der Welt. Viele der Winzer sind geachtete Könner und Kenner, deren Weine sich in den letzten Jahren ebenso Plätze auf den Speisekarten der Sternerestaurants erarbeitet, wie sie die Kehlen und Herzen der Genießer beglückt haben.

Wenn Frau Schneider zu Frau Müller wird, dann hat das, man ahnt es, mit ihrer Hochzeit zu tun. So war es auch als Steffen Müller seine Frau Ursula Schneider heiratete. Das spielt eine Rolle, da beide Kinder großer Lagen und traditionsreicher Winzerfamilien sind. Steffen Müller stieg 2001 aktiv in das elterliche Weingut in Nierstein-Schwabsburg ein, das er, inzwischen studierter Oenologe, 2006 komplett übernahm. Ein Winzer braucht aber vor allem Erfahrung, die sammelte Steffen von Kindesbeinen an im „Berg“ und im „Keller“. Rebsorten wie Faber oder Bacchus ließ er auslaufen, frostige Lagen wurden stillgelegt. Ersetzt wurden sie mit Sorten wie Frühburgunder, die sich auch dank der stetig längeren Wärmephasen in Rheinhessen, sehr wohl fühlen.
Das waren vor rund 15 Jahren viele richtige Entscheidungen: „Auch wenn viel Know-How vorhanden war, irgendwie hatte ich das Gefühl bei null zu starten“, fasst Steffen den Beginn seiner vollen Verantwortlichkeit zusammen. Ursula war zu dieser Zeit noch als Betriebswirtin tätig. Für das Weingut Schneider sah es so aus, als würde sich die lange Tradition einem Ende nähern. Doch der Liebe der Müllers entsprangen nicht nur zwei Kinder sondern in der Summe auch zwei Weingüter, denn im Jahre 2014 übernahmen Ursula und Steffen auch das Weingut Schneider. Steffen Müller führt die Regie beim Wein, Ursula vornehmlich den wirtschaftlichen Bereich. Die Eltern wirken als Ratgeber und Erfahrungspool, sie kennen quasi jeden Stein und jeden Bodentyp.

Edelsüße Spezialitäten

Beide Weingüter ergänzen sich, verfolgen aber jeweils eine eigene Strategie. Schneider ist etwas breiter aufgestellt, beispielsweise beim Riesling oder bei Spezialitäten mit stärkerer Restsüße, wie der in den USA beliebten Beerenauslese. Da der Edelpilz Botrytis, verantwortlich für die Edelsüße, nur alle paar Jahre die richtigen klimatischen Voraussetzungen findet, ist die Beerenauslese sehr rar! Die Schneider-Weine sind häufiger im Fachhandel und Export erhältlich, während „Müller“ vor allem in der regionalen Gastronomie und im Hof-Verkauf zu finden ist. Qualität steckt auch im Design. „Müller“ wirkt hier sehr klar und typographisch. Die Wertlegung über das Etikett den Wein zu kommunizieren ist heute ein wesentliches Merkmal für den Wiedererkennungswert. Die Schneider-Etiketten sind verspielter. So bekam der Schneider-Riesling vom Roten Hang den Popsongtitel „Last night a Riesling saved my Life“ verpasst. „Stimmt!“, mag der Genießer da sagen, denn dieser Riesling lässt die Zunge im Takt schnalzen. Um Güte und Geschmack machen sich die Müllers die meisten Gedanken. „Unser Motto“, so Ursula, „ist: Weine für den unkomplizierten Genuss, die ihre Herkunft im Glas zeigen, die nicht der vielen Worte nötig sind.“ Und so sind es mitunter die aromatischen Nuancen, die die Weine der beiden Güter spannend machen.

Mollige Säure

„Ein Riesling vom Löss ist frisch, schnell, doch nicht für die Ewigkeit, eine lustvolle Affäre! Während sich Verliebte dem Riesling vom Kalk zuwenden sollten. Der passt ins Frühjahr, mit spürbarer Säure, kantig aber eben voller Kraft und Liebe. Der Rote Hang liefert, säurearm und mollig, den Riesling für den Herbst. Mit dem Hipping, Schloss Schwabsburg, und Orbelberg bewirten die Müllers topografische Sahnestückchen der Region. Das mag auch der Grauburgunder, der sowas wie der Star der vergangenen Jahre ist. Bei Rotweinen lassen sie gerne Cuvées (Curo X) „sprechen“ oder gewinnen mit trockenem Frühburgunder und Dornfelder neue Liebhaber. Gewinnend ist auch das Ambiente, das die Müllers bieten. Gastlichkeit und „angewandte“ Lebenslockerheit sind der Kern ihres Wirkens, wie Steffen feststellt: „Wir freuen uns, wenn die Menschen zu uns auf den Hof kommen, Weine probieren und vielleicht den ein oder anderen neuen Lieblingswein kennenlernen.“ Zeit, Müller und Schneider kennen zu lernen, zum Beispiel beim Hoffest im alten Gutshof am 25. und 26. Mai 2019.

Weingut Schneider Müller
Hauptstraße 96
55283 Nierstein-Schwabsburg
Fon: 06133-5308
schneider-mueller.com

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