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Kultur

Kreativer Umbruch

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In der Walkmühle in Wiesbaden laufen die Sanierungsarbeiten für die Zukunft. Aus der umgestalteten Fabrik soll ein inspirierendes Kraftwerk werden.

Von Nadine Tannreuther

Am Rande der Stadt Wiesbaden, im Grünen an Wasserläufen gelegen, eröffnet sich ein Areal alter Gebäude, das für Kreativschaffende die Basis guter Ideen bietet. Von den städtebaulichen Entwicklungen der Nachkriegszeit weitestgehend verschont, verbleibt die Walkmühle als ein besonders schönes Industriedenkmal. Noch nicht ganz 300 Jahre auf dem Buckel, blickt die ehemalige Fabrik am Bornhofenweg auf eine vielseitige Nutzungsgeschichte zurück. Ursprünglich war sie eine Unterkunft für Waisen mit angeschlossenen Werkstätten. Es handelte sich um ein gemeinnütziges Projekt, denn die Mieten flossen direkt in die Waisenhauskasse. 1737 wurde das Hauptgebäude mit einer Wassermühle fertig gestellt. Seiler, Schlosser und Waffenschmiede konnten die Energie der Mühle zum Arbeiten nutzen. Aktuell wird die Energie des Geländes in umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten gesteckt, nachdem die Walkmühle zwischendurch mehrfach erneuert und versteigert wurde. Im Laufe ihrer Geschichte beherbergte sie bereits Gaststätten, einen Tanzsaal sowie eine Bierbrauerei, wurde aber auch zur Verarbeitung von Hanf und Leder genutzt.

Erhalt durch Vereinsgründung
Nach den 1990er Jahren siedelten sich in dem heruntergekommenen Industriedenkmal Künstler, Wohnungssuchende und Gewerbetreibende an und man begann, die Räume in Ateliers und Wohnungen umzubauen. Daraus entwickelte sich der Verein Walkmühle. Er machte sich für den Denkmalschutz stark und rettete das heruntergekommene Gebäude vor der Abrissbirne. Weitere Kreativschaffende kamen 2003 als Verein Kunst+Raum Wiesbaden hinzu, und so wurde die Industriebrache mit Künstlern und kulturellen Veranstaltungen belebt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Beide Vereine entwickelten ein Konzept zur Sanierung und dauerhaften Nutzung. Im Jahr 2005 schlossen sich schließlich beide Vereine zusammen, der Künstlerverein Walkmühle war geboren. Der gemeinnützige Verein trägt sich weitgehend durch die Mittel und Ideen sowie durch das ehrenamtliche Engagement von Mitgliedern und Förderern. Seit 2013 befindet sich das Gelände im Umbruch, es wird kräftig saniert.

Neues Nutzungskonzept
Das Ziel der langjährigen Sanierung besteht in der Etablierung eines kreativen Zentrums. Der Fokus liegt dabei auf der Bildenden Kunst. Angestrebt wird eine gemischte Nutzung. So haben sich mittlerweile unter anderem ein Co-Working Space, ein Architekturbüro, ein Harfenbauer sowie ein Weinladen angesiedelt. Vor Ort begrüßt den Besucher Baustellen-Flair. Die Beschilderungen – und teilweise das Licht – sind schon angebracht. Eine mutige Gründerin zeigt sich optimistisch, denn sie hat während der Pandemie ihre Leidenschaft und ihren Mut zusammen genommen, um sich in der Walkmühle zu positionieren. „Die Walkmühle ist für mich der ideale Ort, da er an der Stadtgrenze zum Wald liegt. Es ist ruhig, die Atmosphäre des alten Gebäudes ist klasse und der Blick ins Grüne einfach erfrischend“, so Angelika Stehle, Fotografin und Gründerin von Flow-Working Wiesbaden. Die meisten Mieter der Walkmühle haben kaum Kundenverkehr, doch Angelika Stehle ist auf regen Menschenaustausch angewiesen und hofft das baldige Ende der Krise und der Baustelle herbei. Angedacht ist der Abschluss der Bauarbeiten zum Jahresende 2020.

Kreativer Spot
Die Überholung der Walkmühle ist die Antwort des Künstlerverein Walkmühle e.V. auf in Wiesbaden dringend benötigte preisgünstige Ateliers. Vor allem die Vernetzung von Künstlern, Kulturinteressierten und jungen Unternehmensgründern soll ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen und zu neuen Impulsen führen. Diese Basis schafft einen Freiraum für Experimente, innovative Ideen und letztendlich ein Biotop der Kulturen. Aufgrund der umfassenden Sanierungsarbeiten soll die Entwicklung der Liegenschaft Walkmühle positiv beeinflusst werden. Besonders die Verbindung mit dem Standort Unter den Eichen, der nahegelegenen Fachhochschule sowie der Stadt und der Region sollen sich gegenseitig befruchten. „Aus Sicht der Stadtentwicklung und der Eigentümer ist die Nutzung der beste Weg, um leer stehende Gebäude vor dem Verfall zu bewahren und zu erhalten. Pioniere aus dem künstlerischen und kulturwirtschaftlichen Bereich sind robuste Nutzergruppen, die auch unfertige oder widrige Gegebenheiten akzeptieren und gleichzeitig ein hohes Interesse an der Instandhaltung und Verbesserung der von ihnen genutzten Gebäude und Umgebungsflächen haben“, so der Künstlerverein Walkmühle e.V.

Bilder: Nadine Tannreuther

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