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Mainz

Kaufhaus, aber sozial!

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Für den einen nicht mehr chic, für die andere unbedingt notwendig. Der Verein mit dem Namen „Sozialkaufhaus e. V.“ will in Mainz bald genau das eröffnen, ein Sozialkaufhaus für alle mit nettem Ambiente und ökologischem Anspruch.

von Paul Hansen

Eine alleinerziehende Mutter steht im Flur und ist den Tränen nahe. Schon seit Monaten spart sie, wo es nur geht. Sie treibt die Sorge um, dass ihr knappes Gehalt nicht ausreicht, um im Winter für sich und ihre beiden Söhne heizen zu können. Doch nun ist ihre Waschmaschine kaputtgegangen. Sie weiß nicht, woher sie das Geld für eine neue Waschmaschine nehmen soll. Abhilfe können in so einem Fall Sozialkaufhäuser schaffen. Das Prinzip solcher Einrichtungen besteht darin, gebrauchte Möbel und Haushaltsgegenstände aufzubereiten und diese für einen geringen Preis weiterzuverkaufen. An die Möbel gelangen die Sozialkaufhäuser durch Spenden, beispielsweise bei Umzügen oder Haushaltsauflösungen. In Mainz gibt es eine solche Einrichtung bislang nicht. Nicht nur Bedürftigen fehlt diese Anlaufstelle, sondern auch denjenigen, die bereit sind zu spenden. Da trifft es sich gut, dass der Verein „Sozialkaufhaus e. V.“ rund um seinen Vorsitzenden Bernd Drüke dies in Mainz als Träger umsetzen möchte. Das Ziel des gegenwärtig zwölf Köpfe umfassenden Teams ist es, ein Sozialkaufhaus aufzubauen, das sowohl soziale als auch ökologische Ziele verwirklicht. Drüke selbst bringt bereits reichlich Erfahrung mit, da er vor über 30 Jahren das Brockenhaus gegründet hat, das, nach einigen Umzügen, noch heute in der Boppstraße existiert und im Prinzip einem Sozialkaufhaus ähnelt.

„Ein Geschäft mit einem schönen Ambiente und wertschätzenden Räumlichkeiten ist uns wichtig“, betont Drüke. Der Ort des Sozialkaufhauses soll zum Stöbern und Verweilen einladen. Drüke möchte, wenn möglich, auch ein kleines Café in dem Laden einrichten. Die Macher des Sozialkaufhauses suchen ein Gebäude, am besten mit guter Verkehrsanbindung und mindestens 500 Quadratmeter groß. Sowas hat der Mainzer Immobilienmarkt nicht im Überfluss: „Räumlichkeiten anmieten, Löhne zahlen und sonstige Kosten werden wir nicht durch den Verkauf allein stemmen können“, macht Drüke klar. Daher wird der Verein auf Unterstützung durch die Stadt angewiesen sein. Drüke verweist darauf, dass angesichts der derzeitig hohen Steuereinnahmen die Stadt auch einen höheren Spielraum als früher habe. Dem Verein ist aber auch bewusst, dass bei der Suche nach einer Immobilie letztendlich ein Kompromiss zwischen Nähe zur Innenstadt, Wohlfühlfaktor des Gebäudes und dessen Größe nötig sein dürfte. Unter dem Motto „soziales Kaufhaus für alle“ möchte der Verein zum Beispiel auch Menschen ansprechen, die bereit sind beim Möbelkauf zu Second-Hand-Ware zu greifen. Drüke schildert, dass es deshalb in dem Sozialkaufhaus zwei Preismodelle geben soll. Ein marktüblicher Preis für all diejenigen, die diesen bezahlen können und einen deutlich reduzierten Preis für Personen, die von Armut betroffen sind. Dies solle, soweit möglich, auf Vertrauensbasis geschehen. Angst vor Auseinandersetzungen zwischen Schnäppchenjägern und Bedürftigen hat Drüke nicht: „Da wir schon seit 30 Jahren solche Läden machen, kennen wir diejenigen, bei denen wir davon ausgehen, dass die die Möbel dann fürs Dreifache bei Ebay verkaufen.“

Neben dem Verkauf sieht das Konzept des Vereins für das Sozialkaufhaus auch eine Werkstatt zur Aufbereitung und Reparatur der späteren Verkaufsgegenstände sowie einen Transportund Aufbauservice vor. Um auch hierbei den Gedanken der Nachhaltigkeit umzusetzen, möchte der Verein ein Elektrofahrzeug anschaffen. Drüke macht klar, dass zu Beginn auch viel ehrenamtliche Hilfe benötigt werde, geplant ist aber von Anfang an vornehmlich auf hauptamtliche Kräfte zu setzen. Schritt für Schritt soll die Mitarbeiterzahl so aufgestockt werden, dass dann die Ausbildung anderer Beschäftigter ermöglicht werden kann. Dies soll auch dazu dienen, Arbeitssuchenden eine Möglichkeit zu geben, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Langfristig hat der Verein das Ziel, auch inklusive Arbeitsplätze anbieten zu können. Wer engagiert ist und im Sozialkaufhaus ehrenamtlich mitwirken möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Aktuell ist der Verein auch noch auf der Suche nach einem Namen für das Kaufhaus, der mittels eines Ideenwettbewerbs gefunden werden soll. Die Eröffnung des Sozialkaufhauses strebt der Verein für den Sommer kommenden Jahres, gerne natürlich auch früher, an. Das passende Motto, das Bernd Drüke vor über 30 Jahren auf dem Schild eines Second-Hand-Ladens fand, steht: „Kaufen Sie gebrauchte Waren, das schont die Umwelt und Sie sparen.“


WTF

Lust zu helfen, zu planen und an der Umsetzung des Mainzer Sozialkaufhauses mitzuwirken? Meldet Euch: info@sozialkaufhaus-mainz.de

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