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Gesellschaft

Ist Skaten Männern vorbehalten?

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Noch immer ist Skateboardfahren ein männerdominierter Sport. Flinta*-Skatenights setzen dem etwas entgegen, indem sie Flinta*-Personen in geschützter Atmosphäre zum Skaten animieren.

von Sara-Lina Mielke

Laute Musik, untermalt von Stimmen, übertönt vom Geräusch von Rollen auf Asphalt sowie dem Klackern von Skateboards, die auf den Boden knallen. Vom Hinterausgang des Mainzer Hauptbahnhofs aus sind es nur ein paar Meter bis zur Skatehalle des Rollsportvereins Mainz im alten Postlager. Im Unterschied zu sonst sind es jedoch keine Männer, die hier in schnellem Tempo vorbeirauschen oder waghalsige Tricks an der Rampe üben. Es ist Flinta*-Night wie jeden Donnerstagabend im alten Postlager.

Flinta* ist ein Akronym für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen. All diese Menschen eint, dass sie aufgrund ihrer Geschlechtsidentität in unserer patriarchalen Gesellschaft diskriminiert werden. Die Skateszene gilt als Männerdomäne, in der Flinta*-Personen eine Minderheit darstellen. Um dem etwas entgegenzusetzen und Flinta*-Personen zum Skaten zu ermutigen, hat die 23-jährige Luna Klöckner Flinta*-Skatenights ins Leben gerufen. „Ich wollte einen sicheren Raum für Flinta*-Personen schaffen, in dem man sich keine Gedanken darüber machen muss, wie man sich anzieht oder ausdrückt, in dem ein Austausch zustande kommt und wir uns gegenseitig unterstützen“, erklärt die angehende Erzieherin. Sie habe sich hierbei von anderen Skatevereinen inspirieren lassen, die solche Skateabende für Flinta*-Personen bereits anböten. Seit Januar dieses Jahres treffen sich nun auch in Mainz einmal die Woche Flinta*-Personen zum Skaten, im Sommer draußen, im Winter in der Skatehalle des Rollsportvereins Mainz.

„Mein Lieblingsskateplatz ist der Goethepark“, erzählt Klöckner, die seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 in Mainz wohnt. Dort sei so eine lebendige Atmosphäre, da Familien, Skater:innen, Studierende, einfach alle möglichen Gruppen aufeinanderträfen. Für Infos und den Austausch der Skater*innen untereinander gibt es eine Whatsapp-Gruppe. Diese ist von drei auf mittlerweile knapp sechzig Personen angewachsen und jede Woche kommen neue Teilnehmer:innen dazu. Klöckner selbst skatet seit ungefähr drei Jahren. „Eine Freundin von mir meinte: komm, wir besorgen dir ein Brett und fangen an“, erzählt die gebürtige Koblenzerin von ihren Skate-Anfängen. In Mainz habe sie am Anfang dann ein bisschen gebraucht, bis sie sich als Frau alleine auf öffentliche Skateplätze traute. „Oft war ich die Quotenfrau“, berichtet Klöckner lachend. Es hätte vielleicht noch zwei oder drei andere Skaterinnen gegeben.

Auch Klara, eine 21 Jahre alte Architekturstudentin aus Mainz, freut sich über die Skateabende für Flinta*-Personen: „Zum Skaten gehört für mich die Überwindung dazu, alleine in einen Skatepark zu gehen. Dennoch sehe ich die Flinta*-Nights als super Ergänzung, um in Ruhe Tricks zu probieren, voneinander zu lernen und eine gute Zeit zu haben.“ Zu Beginn hätten nicht alle im Rollsportverein die Notwendigkeit für solche Abende gesehen, aber mittlerweile habe sich das geändert, erzählt Klöckner. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, in den Flinta*- Nights mehr Tricks auszuprobieren als in der Anwesenheit männlicher Skater mit deutlich mehr Übung. Für die Zukunft erhofft Klöckner sich, dass die Skateszene sensibler gegenüber Flintas* im Skatesport wird. Neben den Skateveranstaltungen fand bereits ein Sommerfest statt und für Anfang nächsten Jahres ist eine Kleidertauschparty geplant. Wer Interesse daran hat, zu einer Flinta*-Night zu kommen, ist herzlich willkommen: jeden Donnerstag von 18 bis 21 Uhr im alten Postlager in Mainz, es fällt eine Nutzungsgebühr der Halle von 2,50 Euro pro Person an. Skateboard und Vorerfahrung werden nicht vorausgesetzt. Auf Instagram kann Luna Klöckner außerdem kontaktiert werden über original_flintas_mz. Auch in der Wiesbadener Kreativfabrik gibt es jeden dritten Sonntag im Monat eine Flinta*-Night von 19 bis 21 Uhr, mit Anmeldung, Eintritt 3 Euro.

Foto: Saskia Beutler

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