Von wegen nur Beton! Das Rheinufer-Glow-Up

Sowohl auf der Wiesbadener Seite als auch am Mainzer Zollhafen verändert sich das Ufer: Grünflächen, Sportplätze, Sitzstufen und digitale Infoangebote schaffen neuen Raum für Freizeit, Natur und Begegnung. Ein Blick auf die spannendsten Projekte am Wasser.
von Janina Dillmann
Das Rheinufer ist mehr als eine Flaniermeile. Es ist Naherholungsgebiet, Verkehrsader, Naturrefugium – und ein Ort mit viel Potenzial. In Wiesbaden und Mainz wird dieses Potenzial nun Stück für Stück ausgeschöpft. Neue Freizeitflächen, Informationsangebote und Mobilitätsprojekte verändern das Gesicht des Ufers auf beiden Seiten des Flusses.
Allein in Wiesbaden umfasst das „Rhein.Main.Ufer“-Konzept 126 Maßnahmen, verteilt auf rund 14 Kilometer Uferlinie von Schierstein bis nach Kostheim. Bürger:innen konnten in zwei Beteiligungsrunden 2021 mehr als 500 Ideen einbringen, von denen es rund 70 Prozent in das Konzept geschafft haben. Die Maßnahmen reichen von kleinen, aber charmanten Aufwertungen bis hin zu größeren infrastrukturellen Veränderungen.
Bewegung am Rhein
Wer sich gerne bewegt, kommt unterhalb der Schiersteiner Brücke auf seine Kosten. Hier entsteht eine multifunktionale Freizeitfläche mit Skateranlage, Basketballplatz und Tischtennisplatten. „Derzeit legt die Stadt alles daran, die Fläche noch in diesem Jahr umzusetzen“, betont Ralf Munser, Pressesprecher der Stadt Wiesbaden. In der Eleonorenanlage wurde bereits eine Spiel- und Sportbox aufgestellt – eine Art öffentlicher Schrank, aus dem kostenlos Spiel- und Sportgeräte entliehen werden können.
Auch an den Rheinwiesen in Biebrich tut sich was: Hier sollen, gefördert durch die Regionalpark-Dachgesellschaft, in der Böschungskante etwa 30 Meter Sitzstufen entstehen, die zum Pausieren mit Blick auf den Fluss einladen. Die Planungen seien bereits abgeschlossen, „die Ausschreibung zur Ausführung läuft derzeit“, berichtet Munser.
Autofreies Rheinufer am Schloss Biebrich?
Der Ortsbeirat Biebrich plant für August einen Verkehrsversuch für ein autofreies Biebricher Ufer. Dabei werden an allen Wochenenden des Monats die Rheingaustraße „von der Straße Am Parkfeld bis zur Wilhelm-Kopp-Straße für den Autoverkehr“ gesperrt, so der Ortsbeirat in seinem Beschluss aus dem März 2025. Sollte der Testlauf gelingen, könnte ein dauerhaft autofreier Abschnitt entstehen. Der Ortsbeirat hofft, so die „Aufenthalts- und Lebensqualität am Ufer“ zu erhöhen, die „Lärm- und Luftbelastung durch den PKW- und LKW-Verkehr“ zu reduzieren und „deutlich mehr Bewegungsraum“ zu schaffen. So soll das Rheinufer zur „Visitenkarte für Biebrich und gesamt Wiesbaden“ werden.
Einen Schritt in Richtung umweltfreundlicher Mobilität geht die Stadt laut eigener Aussage mit der Fahrradspindel: Sie soll den Zugang zur Kaiserbrücke für Radfahrer:innen komfortabler machen und den Lückenschluss Richtung Mainz verbessern. Schon 2024 wurde auf Wiesbadener Seite ein neues Stück Fahrradweg fertiggestellt.
Digital entdecken
Über die Maßnahmen sollen künftig zehn interaktive Infotafeln informieren. Diese beantworten Fragen wie: Was gibt es entlang des Flusses zu entdecken? Oder wie sah das Villenufer früher aus? Ergänzt werden sie durch digitale Inhalte, abrufbar über QR-Codes. Die Umsetzung ist für 2025 geplant, so Ralf Munser. Bereits umgesetzt wurde ein Projekt, das Hobby-Ornithologen und Ornithologinnen freuen wird. Die Storchenkamera in Schierstein ist eine Webcam, die gemeinsam mit der Storchengemeinschaft Schierstein e.V. installiert wurde und die rund um die Uhr das Nest eines Storchenpaares überträgt. „Die Maßnahme ermöglicht Naturinteressierten, das Brut- und Aufzuchtverhalten der Störche aus nächster Nähe zu verfolgen, ohne die Tiere zu stören“, erklärt Munser.
Grüne Oasen am Zollhafen
Auch am Mainzer Zollhafen, wo früher Container und Kräne standen, wächst eine neue Grünfläche heran. Im Februar 2025 wurde der Weg auf der Nordmole für Fußgänger und Radfahrerinnen Richtung Rhein verlegt, sodass sich ein Blick auf die neue Uferanlage erhaschen lässt: Hier entstehen ein Calisthenics-Park, Sitzmöglichkeiten und Schaukeln mit Aussicht auf den Rhein. „Der Bebauungsplan sieht vor, dass in Zukunft auf den ehemaligen Flächen der Planke Nord eine rund 800 Meter lange öffentliche Rheinwiese mit Spielplatz und eine Uferpromenade entstehen. Ein Bereich der Flächen wird also auch in Zukunft Teil des offenen Mainzer Freizeitangebots bleiben“, so die Zollhafen Mainz GmbH & Co. KG in einer Pressemitteilung. Die Grünanlage ist aktuell nicht betretbar, da „Bäume und Rasen unter Anwuchsschutz stehen“, so das Unternehmen auf ihrer Website. Wann sich das ändert, ist unklar. Eine Eröffnung des ersten Abschnitts wurde für den Frühsommer 2025 in Aussicht gestellt.
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Infos zur Storchenkamera unter:
wiesbaden.de/storchenkamera
Foto: Janina Dillmann