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Promovieren ja oder nein?

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Eine Karriere in der Wissenschaft, bessere Aufstiegschancen, Prestige, für ein Thema brennen – Gründe, die für eine Promotion sprechen, gibt es zahlreiche. Vermutlich genauso viele dagegen.

von Rosanna Götz, Career Service der JGU

Gegen Ende des Studiums fragen sich die meisten Studierenden: Wie geht’s danach weiter? Wer sich noch nicht bereit fühlt, die alma mater zu verlassen oder wer sich noch weiter mit dem Thema seiner Abschlussarbeit beschäftigen möchte, für den gibt es häufig eine vermeintlich einfache Antwort: Ich promoviere! Doch was erwartet mich? Welche Motive erkenne ich? Was treibt mich an? Welche Vor-, welche Nachteile habe ich? Wer unterstützt mich – fachlich, finanziell und moralisch? Sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen hilft, das Für und Wider einer Promotion abzuwägen und eine gute Entscheidung zu treffen. Im Rahmen der Herbstuniversität 2018 bietet der Career Service der Uni Mainz Workshops an, die Unentschlossene, aber auch Promovierende unterstützen sollen.
Dr. Anouschka Strang promovierte im Anschluss an ihr Diplom in Volkswirtschaftslehre in einem interdisziplinären Graduiertenkolleg der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Heute arbeitet sie selbständig als Promotionscoach und -trainerin (www.promotionserfolg.de). Dr. Antje Schultheis studierte in Großbritannien und Göttingen, promovierte im Anschluss in Politikwissenschaft an der Uni Kassel und war für NGOs im entwicklungspolitischen Bereich tätig. Heute arbeitet sie als Coach, Trainerin und Lehrbeauftragte (www.as-empowerment.de). Darüber hinaus leitet sie das berufliche Netzwerk www.spinnen-netz.de mit Stellenangeboten für Akademiker*innen im wissenschaftlichen und gemeinnützigen Bereich.
Wir sprachen mit den beiden Trainerinnen über entscheidende Fragen.

Was rät der Profi allen, die sich gerade die Frage Promovieren ja / nein auseinandersetzen?

Strang: Prüfen Sie ganz allgemein für Ihr Leben: Was will ich? Wenn Sie Ihre Zeit gerne mit Recherchieren, Untersuchen, Lesen, Schreiben und Denken verbringen, könnte Ihnen das Promovieren viel Freude bringen. Fragen Sie sich, ob Sie bereit sind, die mit einer Promotion mitunter einhergehenden Probleme wie Prokrastination, Schreibblockaden, Perfektionismus oder Schreibtischisolation anzugehen. Doktoranden werden beim Promovieren meist unerbittlich auf ihre ganz persönlichen „Zielvermeider“ gestoßen. Und: Stellen Sie einen Zeit- und Aufgabenplan auf: vom Start bis zur Abgabe der Doktorarbeit. Fühlt sich das gut und umsetzbar oder eher beklemmend an? Klären Sie für sich, welche anderen Projekte in Ihrem Leben dadurch hinten angestellt werden. Planen Sie pro Woche mindestens zehn, besser 15 Stunden Zeit für Ihr Projekt ein, über mindestens drei Jahre hinweg.

Welchen Vorteil bringt mir eine abgeschlossene Promotion jenseits der Wissenschaft?

Strang: In Bewerbungsverfahren außerhalb der Universität haben Promovierte oft die besseren Karten. Ihnen wird neben der erhöhten fachlichen Kompetenz oftmals eine gesteigerte Selbstkompetenz zugeschrieben. Weiterhin gibt es Disziplinen wie Biologie, Chemie und Medizin, in denen der Doktortitel für viele Tätigkeitsfelder auch in der Wirtschaft als Grundvoraussetzung gilt. Auch für Freiberufler und andere Selbständige zahlt sich die Promotion aus. Grundsätzlich rechnen Dritte Promovierten eine höhere Expertise zu. Wenn die Dissertation inhaltlich dem Geschäftsfeld entspricht, kann davon ausgegangen werden, dass die Promovierten hier deutschlandweit zu den Experten gehören, ein kaum zu übertreffendes Alleinstellungsmerkmal.
Schultheis: Wenn Sie eine Führungsposition anstreben oder sich selbständig im Beratungswesen machen wollen, ist eine Promotion sehr von Vorteil. Gerade im Bereich Forschung und Entwicklung sowie in allen beratenden Instituten und vorgelagerten Behörden wie DIE, BIBB; BNF, BLE, BZGA, ist eine Promotion gern gesehen, spiegelt sich in der Gehaltseinstufung wieder und hilft bei der weiteren Laufbahnentwicklung. Auch in Stiftungen und Museen oder Archiven werden Positionen mit mehr (Personal-)Verantwortung gern mit Promovierenden besetzt. Zudem werden die inhaltlich geschäftsführenden Positionen gern mit Promovierten besetzt.

Wie kann ich bereits die Zeit während meiner Promotion nutzen, um die Weichen für einen erfolgreichen Berufseinstieg zu stellen?

Schultheis: Gerade Promovierende mit Teilzeitstellen oder Stipendien haben schon früh umfangreiche Möglichkeiten als Lehrbeauftragte, freie Trainerinnen, Beratende, Gutachterinnen, Evaluatorinnen oder auch Moderatoren in ihrem fachlichen Kontext zu arbeiten. Diese (nebenberuflich) selbständigen Tätigkeiten verschaffen viel Erfahrung und Einblicke in verschiedene Arbeitsmarktsegmente, gleichwohl „zählt“ die institutionelle Einbindung in eine feste Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung mitunter (noch) mehr. Diese bietet sich wiederum in den MINT Fächern gut an. Natürlich kann man auch durch Fortbildungen mit Praxisbezug schon bereits während der Promotion beginnen, wie beispielsweise zum Stiftungsmanagement, CSR oder Diversity Management oder auch Personalentwicklung, Qualitäts- oder Wissenschaftsmanagement. Und man sollte das Workshop- und Unterstützungsangebot des Mainzer Career Service nutzen.

 

Plätze für die beiden Workshops „Doktorhut und dann? Karrierewege in und jenseits der Wissenschaft“ und „Promovieren ja oder nein?“ im Rahmen der Herbstuniversität 2018 des Career Service können noch über die Restplatzbörse (career.uni-mainz.de/restplatzboerse) ergattert werden.

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