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Umwelt Wiesbaden

Ohne Fleisch und Milch geht’s auch

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Vegane und vegetarische Lebensweisen liegen im Trend. Doch worin besteht die Motivation und wie einfach ist es, in Wiesbaden und Umgebung vegan zu leben? STUZ hat beim Verein „Vegan in Wiesbaden e.V.“ nachgefragt.

von Inken Paletta

Carolin Habermann, stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Vegan in Wiesbaden e.V.“, mochte schon als Kind kein Fleisch. Ein Artikel über Tiertransporte und unwürdige Bedingungen in der Massentierhaltung brachte sie schon früh dazu, sich mit der veganen Lebensweise auseinanderzusetzen. „Ich habe vegane Kochbücher gewälzt und viele vegane Rezepte ausprobiert“, erzählt sie. Aus ethischen Gründen verzichtete sie schließlich auch auf tierische Produkte wie Milch und Eier. „Hinter der Fleisch-, Milch- und Eierproduktion steckt eine riesige Ausbeuterindustrie“, ist sie überzeugt und ergänzt: „Eine Kuh beispielsweise gibt nicht ständig Milch. Sie wird regelmäßig künstlich geschwängert und nach der Geburt wird ihr dann das Kälbchen entrissen, das je nach Geschlecht entweder selbst zur Milchkuh wird oder als Kalbsfleisch auf dem Teller landet.“ Auch den Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung sieht Habermann kritisch. Es berge die Gefahr resistenter Keime. „Corona, vergangene Pandemien und Tierseuchen wie BSE zeigen deutlich, dass sich bei den Haltebedingungen dringend etwas ändern muss. Sie sollten aber vor allem auch ein Anreiz sein, den Konsum tierischer Produkte zu überdenken.“ Aus Vereinssicht sei, wie für viele Veganer, neben Gesundheits- und Umweltaspekten das Tierwohl der entscheidende Aspekt.

Infos und Hilfestellung
Der Begriff Vegan sei allerdings nicht klar definiert. „Jeder muss für sich entscheiden, wie weit er den Grad fasst und ob er neben der Ernährung auch Dinge des täglichen Bedarfs wie Kleidung, Kosmetika, Reinigungsmittel oder Einrichtungsgegenstände auf vegan umstellen will.“ Menschen, die sich für eine vegane Lebensweise interessieren, rät Habermann zunächst die Ernährung schrittweise umzustellen. „Zum Thema Vegan essen gibt es viele gute Bücher, zum Beispiel vom österreichischen Vegan-Koch Niko Rittenau und auch gute Informationen im Internet.“ Dennoch sei der Austausch mit anderen Veganern unverzichtbar. „Unser Verein bietet dazu jeden dritten Dienstag im Monat einen Vegan-Treff, der aktuell online stattfindet. Wer dabei sein möchte, braucht nur unseren Newsletter abonnieren und erhält dann rechtzeitig im Voraus den Zoomlink“, erklärt Habermann und ergänzt: „Wer direkte Unterstützung bei der Umsetzung einer veganen Lebensweise benötigt, dem stellen wir auf Wunsch auch einen erfahrenen Vegan-Paten zur Seite. Die Patenschaft kann ganz individuell gestaltet werden. Man kann telefonieren, sich treffen, gemeinsam einkaufen und auch Rezepte ausprobieren.“

Vegan in Wiesbaden und Umgebung
„Aber im Grunde ist es gar nicht so schwer, in Wiesbaden und Umgebung vegan zu leben“, meint Habermann. Leider gebe es noch keinen veganen Klamotten- oder Schuhladen, aber mit dem „Hey Lucie“ und dem „fair.liebt“ bereits zwei vegane Restaurants. Und auch andere Lokalitäten haben bereits vegane Speisen auf der Karte. „Eine Übersicht von Restaurants mit veganen Speisen findet man auch auf unserer Webseite. Neben Biomärkten haben mittlerweile auch Discounter und Supermärkte ein großes veganes Sortiment.“ Gute vegane Produkte erkenne man an Kennzeichnungen wie der Veganblume oder am ProVeg-Siegel. Doch nicht alle veganen Produkte, vor allem Fleisch- oder Käseersatzprodukte seien gesund. Hier gelte die Faustregel: Je länger die Zutatenliste, desto vorsichtiger sollte man sein. Auf ihren veganen Camembert möchte Habermann dennoch nicht verzichten. „Der schmeckt einfach lecker“, verrät sie mit einem Lächeln.

Zuwachs trotz Corona
Und wie sieht es derzeit mit der Vereinsarbeit aus? „Die hat durch Corona schon sehr gelitten. Alle Aktivitäten, wie unsere Infostände in der Innenstadt oder auf der Veggie World, sind bislang ins Wasser gefallen“, bedauert Habermann. Und das Thema Vegan leben sei durch die Pandemie sehr ins Hintertreffen geraten. „Wir freuen uns daher sehr, dass wir trotz Corona vier neue Mitglieder bekommen haben.“ Für den Sommer sondiert der Verein, welche Aktivitäten möglich sind. „Einige unserer Mitglieder werden wieder die nächsten Aktionen der Albert-Schweizer Stiftung, einer Tierrechtsorganisation, unterstützen und auch beim nächsten Gutenachtlauf im Juli dabei sein.“ Das ist ein Charity-Lauf, der bei Vollmond in Städten wie Wiesbaden und Mainz stattfindet und dessen Spenden Tierschutzprojekten zu kommt.

WTF
Weitere Informationen zu Vegan in Wiesbaden e.V. sowie Tipps zu veganen Restaurants findet ihr auf vegan-in-wiesbaden.de

Bild: Vegan in Wiesbaden e. V.

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