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In der vergangenen STUZ-Ausgabe haben wir die Situation von Schüler:innen in der Pandemie beleuchtet. Dieses Mal geht es um Studierende – die auch kein gutes Bild von ihrer Lage zeichnen.

von Shayan Julien Mirmoayedi

Für die meisten Menschen spielte sich das Leben während der Pandemie in den eigenen vier Wänden ab. So auch für Studierende, die Vorlesungen online mitverfolgen und sich mit Kommilitonen höchstens über einen Bildschirm austauschen konnten. „Das Studierendenleben findet einfach nicht statt. Besonders für Studierende, die im Corona-Semester angefangen haben, ist es schwer, Kontakte zu knüpfen und anzukommen.“, erklärt Marius Brandt vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) Wiesbaden. Sich kennenlernen, abends weggehen, zum Lernen verabreden – das alles fand und findet in Zeiten von Corona kaum statt. Auch die Lernbedingungen leiden laut den Studierenden. Es sei unterschiedlich und hinge auch vom Fach ab, wie die Studierenden mit dem Lernen von zu Hause klarkommen, so Brandt. „Bei mir geht es, weil ich in meinem Studium etwas weiter fortgeschritten bin und man gelernt hat, eigenständig zu arbeiten. Aber insbesondere für Studienanfänger:innen ist es wesentlich schwieriger.“, erklärt der Studierendenvertreter. Etwa die Eins-zu-eins-Betreuung sei digital schwerer umzusetzen als in Präsenz. Außerdem verschmilzt der Raum des Studierens mit dem Privaten, sodass man sich schlechter konzentrieren könne, berichten Studierende.

Knapp bei Kasse
Viele Nebenjobs fielen in der Coronapandemie weg, wodurch Studierende in finanzielle Not gerieten. Helfen sollen zinslose Kfw-Kredite, die noch bis Ende 2021 beantragt werden können, und Überbrückungshilfen vom Bund in Höhe von 100 bis 500 Euro, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung auf seiner Website schreibt. Die Studierenden aus der hessischen Landeshauptstadt kritisieren, dass die Summe der Überbrückungshilfen zu gering sei und zinslose Kredite, wegen derer man später verschuldet ins Berufsleben startet, keine passende Lösung darstellen. Eine einmalige Überbrückungshilfe nütze zudem wenig. Jedoch liegt das Problem laut Studierenden nicht nur in der Höhe und Art der Hilfen, sondern auch bei den hohen Antragsbedingungen. „Einer Kommilitonin wurde gesagt, sie solle zuerst zwei oder drei Nebenjobs machen. Sie meinte daraufhin, dass sie aber auch studieren muss und hat nur mit viel Druck eine Überbrückungshilfe erhalten.“, berichtet Brandt und fügt hinzu, dass Studierende nur eine begrenzte Stundenzahl in der Woche arbeiten dürfen.

Psychische Gesundheit und Studienbedingungen
Ärzte und Wissenschaftler des Projekts „Healthy Campus“ an der Uni Mainz formulierten dieses Jahr in der Fachzeitschrift „Arbeitsmedizin – Sozialmedizin – Umweltmedizin“ zehn Thesen zur Situation von Studierenden, für die unter anderem Studierendenbefragungen aus den Jahren 2019 und 2020 ausgewertet wurden. Demnach fühlen sich in der Pandemie mehr Studierende einsam, das Gesundheitsverhalten sowie die psychische Gesundheit leiden. Einsamkeit ist laut Bevölkerungsstudien ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das aber die unter 30-jährigen besonders betreffe. Die Thesen bestätigen zudem, dass sich die Studienbedingungen allgemein verschlechtert haben, etwa die digitalen Rahmenbedingungen müssten verbessert werden. Die Autor:innen fordern zudem mehr Beratungsangebote an Universitäten im Hinblick auf das Wohlbefinden von Studierenden.

Vernachlässigt
So fühle man sich derzeit häufig als Student:in in Deutschland. Während es in anderen Teilen der Gesellschaft immer mehr Öffnungen gibt und größere Veranstaltungen ermöglicht werden, findet das Studium bisher in Distanz statt. Wieder in Präsenz studieren – das ist wichtig für Studierende. Aber nur mit geeignetem Hygienekonzept, betont Marius Brandt und bemängelt, dass nicht genug im Voraus für mögliche Pandemieverläufe geplant werde. Präsenz- und Distanzunterricht sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern sich sinnvoll ergänzen, findet er. Distanzunterricht könne eine gute Ergänzung sein, aber auf keinen Fall ein Ersatz. Außerdem müsse es ein besseres Impfangebot für Studierende geben. Im vergangenen Monat gab es an der Uni Mainz eine Impfaktion, in Wiesbaden bisher nur für Schüler:innen. Ein weiteres Anliegen betont der Wiesbadener AStA besonders: Dass die Verantwortlichen nicht über, sondern mit den Studierenden sprechen. Teilweise werde man erst nach der Entscheidung nach seiner Meinung gefragt. „Es ist wichtig, dass man sich mit den Studierendenausschüssen und den Fachschaften austauscht, aber auch mal einzelne Studierende nach ihrer Situation befragt“, fordert Brandt.

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