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Gesellschaft Wiesbaden

Unter dem Regenbogen

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Der Verein „Warmes Wiesbaden“ engagiert sich seit zehn Jahren für die Akzeptanz der LGBTQI-Community, das heißt für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Queer und Intersexuellen.

von Inken Paletta

Die Akzeptanz unserer LGBTQI-Community ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, auch in Wiesbaden“, freut sich Stefanie Schäfer, Vorsitzende des Vereins Warmes Wiesbaden. Dass die UEFA der Stadt München allerdings verboten habe, das Stadion in Regenbogenfarben anzustrahlen, zeige deutlich, dass in puncto sexuelle Vielfalt und Identität in unserer Gesellschaft noch Luft nach oben sei. Denn Ablehnung und Diskriminierung im Freundes- und Bekanntenkreis, aber auch am Arbeitsplatz, seien nach einem Coming-Out noch häufig an der Tagesordnung, ebenso wie Gewalt gegen Menschen der LGBTQI-Community. „In Wiesbaden sind in der Vergangenheit mehrfach Besucher der Let’s go Queer im Schlachthof auf dem Nachhauseweg attackiert worden“, so Schäfer. Deshalb sei Aufklärungsarbeit so wichtig. „Ich selbst habe erst spät im Alter von 27 Jahren erkannt, dass ich lesbisch bin. Damals hätte ich mir gewünscht, dass es so einen Verein wie unseren gibt. Eine Anlaufstelle, wo ich Informationen, Hilfe und Unterstützung finde und Menschen, mit denen ich mich austauschen kann.“ Der Verein Warmes Wiesbaden bietet neben Aktivitäten wie Wanderungen, Radtouren, einem Lauftreff oder einer Volleyballgruppe auch Beratungsangebote wie die „Bunte Nummer“, eine Coming-Out Beratung in Zusammenarbeit mit der AIDS-Hilfe Wiesbaden an. „Wir organisieren zudem Events wie den CSD Wiesbaden oder in Kooperation mit dem Schlachthof Wiesbaden die Let’s go Queer, die große LBGTQI-Party im Rhein-Main Gebiet.“ Außerdem ist der Verein Teil des Bündnisses für Akzeptanz und Vielfalt in Wiesbaden. „Gemeinsam organisieren wir mit anderen Vereinen zum Beispiel Gegendemos gegen die „Demo für alle“, ein Bündnis, das ein sehr rückwärtsgerichtetes Weltbild ähnlich der AfD vertritt“, erklärt Schäfer. Der Verein Warmes Wiesbaden pflegt außerdem Kontakt zu LGBTQI-Aktivisten in der Wiesbadener Partnerstadt Breslau. „Leider gibt es auch innerhalb der EU-Länder wie Polen oder Ungarn, wo Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität noch immer in Angst leben. Wir wollen deshalb künftig unsere Freunde in Polen bei den Demos unterstützen und Flagge zeigen“, so Schäfer.

Rückenwind von der Stadt Wiesbaden
„Zum Glück ist unsere Situation in Wiesbaden ganz anders als in Breslau“, erzählt Schäfer und ergänzt: „Wir werden bei all unseren Aktivitäten, auch beim CSD Wiesbaden, sehr von der Stadt aber auch von vielen konventionellen Parteien unterstützt.“ Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende habe sich außerdem dafür eingesetzt, dass die Stadt Wiesbaden seit Juli 2021 Mitglied im Rainbow Cities Network ist, einem Netzwerk aus 34 Städten, das sich für gesellschaftliche und sexuelle Vielfalt engagiert. Seit ein paar Jahren gibt es in Wiesbaden außerdem eine LGBTQI- Koordinierungsstelle, eine Art Schnittstelle zwischen Politik, Stadtverwaltung und der LGBTQI-Community. „Mit Ausnahme der AfD nehmen alle Parteien regelmäßig am Runden Tisch teil, der vier Mal im Jahr stattfindet“, erzählt Schäfer. Allerdings wäre es wünschenswert, dass vor allem die CDU/CSU sich noch mehr für das Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt öffnen und ihr eher verstaubtes Welt- und Familienbild hinterfragen würde, meint sie.

Jugendarbeit und Aufklärung als Schlüssel
Um mehr Toleranz für die LGBTQI-Community zu erreichen, aber auch betroffenen Jugendlichen eine Anlaufstelle zu bieten, sei außerdem Aufklärungsarbeit an Schulen wichtig. Das SCHLAU-Team des Vereins, das Teil des SCHLAU-Netzwerkes, einem hessenweiten Bildungs- und Antidiskriminierungsprojektes ist, kann von Schulen für Vorträge, Projekttage- und auch Projektwochen für Schüler der achten Klassen zum Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt gebucht werden. Der Verein engagiert sich außerdem in der Jugendarbeit. „Wir haben eine vereinseigene Jugendgruppe, die „Birds of Pride“, für junge Leute zwischen 14. und 27 Jahren. Dort können sich Jugendliche und junge Erwachsene der LGBTQI-Community zum Spieleabend treffen, zusammen kochen und sich austauschen. Auf Wunsch vermitteln wir Trans-Jugendlichen auch den Kontakt zur Transgruppe „Transalive“ der AIDS-Hilfe Wiesbaden, die noch mehr auf das Thema spezialisiert ist.“

WTF
Beratung zum Thema Coming Out immer dienstags und donnerstags unter der Bunten Nummer 0611/309211 oder per Mail an info@buntenummer.de
Weitere Infos auf: buntenummer.de
Infos zum Verein Warmes Wiesbaden und seinen Angeboten unter: warmeswiesbaden.de

Foto: Manuel Wüst

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