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Mainz

Zwischen grüner Vielfalt und Hitzestress

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Während der heißen Tage tut ein Aufenthalt im Wald besonders gut. Die „grüne Lunge Rheinhessens“, wie der Lennebergwald auch liebevoll genannt wird, ist mit einer Fläche von circa 700 Hektar ein wertvoller Ort der Artenvielfalt und Zeuge des Klimawandels zugleich. Auf einer rund 8 Kilometer langen Runde von der 14-Nothelferkapelle in Mainz-Gonsenheim aus über den Lennebergturm und das Schloss Waldthausen lässt sich die ruhige Atmosphäre des Waldes genießen.

von Franziska Bold

Start der vom NABU Rheinland-Pfalz ausgewiesenen Runde ist die 14-Nothelferkapelle in Mainz-Gonsenheim. Es bietet sich an, entweder die Buslinien 6 oder 62 zu nehmen und an der Haltestelle Wildpark auszusteigen, oder mit der Linie 76 zur Haltestelle Gonsenheimer Wald zu fahren. Von der Kapelle geht es geradeaus über die Autobahnbrücke. Direkt hinter der Brücke biege ich nach rechts in einen schmaleren Weg ein, der leider leicht zu übersehen ist. Endlich kann ich die Motorengeräusche hinter mir lassen. Auf dem nächsten Wegabschnitt kann ist eine Besonderheit des Lennebergwaldes gut zu erkennen: Der Boden ist an vielen Stellen ziemlich sandig und trocken. Deswegen wachsen hier viele Kiefern, Eichen und zum Teil seltene Trockenrasenpflanzen.

Nach circa einem Kilometer gehe ich nach links wieder auf den Hauptweg, der mich zu den beiden Wendelinuskapellen und dem Wendelinusheim führt. Die Budenheimer hatten eine Kapelle anlässlich einer Viehseuche dem heiligen Wendelin, Schutzpatron der Hirten und Bauern, gestiftet. Weiter geht es geradeaus auf dem Hauptweg Richtung Budenheim bis zur nächsten Wegkreuzung. Der breitere Hauptweg kommt mir vor wie eine große Ameisenstraße, da sich hier alles tummelt, was einen Fuß in den Lennebergwald setzt. An der Kreuzung steht auch eine urige kleine Hütte, die nur leider etwas zu früh für den Verzehr meines mehr oder weniger liebevoll geschmierten Käsebrotes kommt. Da es schließlich mehr als nur diese eine Hauptameisenstraße gibt, gehe ich an der Kreuzung nach links und folge dem Wegweiser in Richtung Lennebergturm.

Ein vom Forstamt aufgestelltes Schild am Wegesrand reißt mich aus meiner verträumten Stimmung, in der es für kurze Zeit nur Vogelgezwitscher und beruhigendes Blätterrauschen gab. Auf dem Schild heißt es, dass wegen massiven Baumsterbens durch die Trockenheit bestimmte Bereiche des Waldes bis auf Weiteres abgesperrt seien. Man solle sich bitte an die Absperrungen halten, da sonst Lebensgefahr durch herabstürzende Äste drohe. Mir waren schon zu Beginn einige vertrocknete Kiefern aufgefallen und es ist ja allgemein bekannt, dass sich der Zustand des Waldes seit 2018 noch einmal dramatisch verschlechtert hat. Wahrhaben will man es trotzdem manchmal nicht.

Der Lennebergwald bestand einmal zu 60 Prozent aus Kiefern. Heute sind es noch maximal 30 Prozent. Auch die Hälfte des Buchenbestandes ist geschädigt oder tot. In ganz Deutschland ist im Schnitt nur noch jeder fünfte Baum gesund. Deswegen wird im Lennebergwald auf Umbau des Waldes gesetzt: Das bedeutet stabilere Mischwälder. Auf den lichten Flächen werden verschiedene Baumarten angepflanzt in der Hoffnung, dass sich die robustesten durchsetzen. Immer wieder kann man Holzzäune sehen, die die neuen, nur wenige Zentimeter hohen Bäumchen vor Wildschweinen und Rehen schützen sollen. Vor meinem inneren Auge erscheint eine Steppenlandschaft, in der es keine hochgewachsenen Bäume mehr gibt. Schnell schiebe ich das Bild beiseite. Sich in Horrorszenarien zu stürzen bringt auch niemanden weiter.

Ich erreiche eine weitere Holzhütte. Etwas versteckt befindet sich rechter Hand der Wegweiser „zum Turm“. Diesem folge ich auf einem schmalen Weg, der mich anfangs wegen der leichten Steigung ziemlich ins Schwitzen bringt. Bloß nicht verunsichern lassen und konsequent auf dem Weg bleiben, bis man zum Café am Turm neben dem Lennebergturm gelangt. Von der Spitze des Lennebergturms kann man die Aussicht über den Wald und große Teile von Mainz genießen. Wer möchte, kann hier zur Stärkung auch dem Café einen Besuch abstatten.

Im Anschluss bietet es sich an, eine Schleife über das Schloss Waldthausen zu gehen. Dazu muss man leider vom Café aus einem kurzen Stück geteerten Weg folgen und dann vorsichtig die Landstraße überqueren. Im ehemaligen Park des Schlosses ist ein großer Teich angelegt. Nach diesem Abstecher geht es denselben Weg vom Lennebergturm wieder zurück zur zweiten Holzhütte. Von hier aus nehme ich den „Langensumpfweg“, der mich zurück zur Autobahnbrücke und dem Ausgangspunkt führt.

Die Runde durch den Lennebergwald lässt mich entspannt, aber auch nachdenklich zurück. In jedem Fall lohnt es sich, einmal ganz bewusst und mit offenen Augen durch den Wald zu gehen.

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