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Nebenjob, Praktikum oder Ehrenamt

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An der Universität legt man den theoretischen Grundstein für die berufliche Zukunft. Wichtig ist, nebenbei praktische Erfahrungen zu sammeln – auch in scheinbar studienfernen Jobs.

Dennis Voll, Career Service der JGU

Das bedeutet aber auch, dass praktische Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere in den ersten Semestern, nicht unbedingt im Mittelpunkt des Curriculums stehen. Vielen Studierenden ist das schon vor dem Studium bewusst, alle anderen ereilt diese Erkenntnis nicht allzu lange nach Studienbeginn, denn gerade in einem Bachelorstudiengang mit sechs Semestern Regelstudienzeit stellt sich die Frage, was nach dem Studium kommt, dann doch eher früher als später. Und schließlich soll einen das Studium ja nicht nur auf den Master, sondern genauso auf „die Welt da draußen“, also die Arbeitswelt und deren Anforderungen, vorbereiten.
Die gute Nachricht ist: Ein Stück weit macht das jedes Studium! Ob man Informationen recherchiert und aufbereitet, ein Gruppenreferat hält oder erfolgreich alle Seminare, Vorlesungen und die dazugehörigen Prüfungen unter einen Hut bekommt – all das sind Fähigkeiten, die man in ganz verschiedenen Berufen braucht. Diese heißen dann „Recherchekompetenz“, „Teamfähigkeit“ oder „Zeitmanagement“ und ergänzen die fachlichen Kompetenzen, die man ohnehin mitbekommt.

Das Pflichtpraktikum sollte nicht alles sein

Diese Fähigkeiten können erst einmal alle Studierenden für sich beanspruchen – damit hat man sich noch nicht von anderen, die sich vielleicht später für ähnliche Berufsfelder interessieren und dann auf die gleichen Stellen bewerben, abgehoben. Das kann man über Praxiserfahrungen tun, die man außerhalb des Hörsaals macht. In den meisten Studiengängen sind ohnehin Pflichtpraktika in den Modulplan integriert, jeweils mit eigenen Vorgaben hinsichtlich der Dauer und Art des Praktikums. Diese sind jedoch oftmals mit ein paar wenigen Wochen „abgehakt“, die dann noch keine umfangreiche Praxiserfahrung darstellen.
Wie sammelt man also während des Studiums am besten Praxiserfahrungen? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht, vielmehr stehen einem ganz verschiedene Möglichkeiten offen. Ein immer noch klassischer Weg sind die bereits angesprochenen Praktika – denn nur, weil man ein sechswöchiges Pflichtpraktikum machen muss, heißt das nicht, dass man nicht mehrere oder längere Praktika machen kann oder darf, um bestimmte Berufsfelder genauer kennenzulernen. Und wann hat man schon die Möglichkeit, so flexibel und gleichzeitig intensiv in verschiedene Bereiche reinzuschnuppern? Auch als Werkstudent sammelt man eine Menge Arbeitserfahrung, die vielleicht sogar eine noch größere Eigenverantwortlichkeit beinhaltet, da man an längeren Projekten mitarbeitet, vielleicht sogar von Anfang bis Ende. Zudem ist die Bezahlung in der Regel besser als während eines Praktikums. Als schöner Nebeneffekt ist man als Werkstudent natürlich sehr nah dran am jeweiligen Arbeitgeber, und wer weiß, vielleicht wird ja gerade eine Stelle frei, wenn man das Studium abgeschlossen hat?

Kellnern? Auch super

Auch mit einem Ehrenamt kann man praktische Erfahrungen sammeln und betont sein eigenes (soziales) Engagement unabhängig von finanziellen Anreizen. Denn auch, wenn man in einem Verein die Öffentlichkeitsarbeit macht und die Webseite betreut, Geflüchteten beim Deutschlernen hilft oder sich für den Naturschutz engagiert, erwirbt man Kompetenzen, die man durchaus auch in den Jobs nach dem Studium einbringen kann.
Als Letztes noch eine Bemerkung zu den „typischen“ Nebenjobs, vom Kellnern in der Kneipe um die Ecke über den Verkauf im Textileinzelhandel, von der Mitarbeit im Callcenter bis zur Schichtarbeit in einer Fabrik: Viele denken „Das hat doch gar nichts mit dem Studium oder dem Beruf zu tun, den ich später mal machen will!“ Auch, wenn diese Nebenjobs natürlich weder den Umfang noch die Aufgaben und den Verantwortungsbereich der Berufe haben, die die meisten nach dem Studium anstreben, sollte man diese Nebenjobs nicht einfach abtun. Denn die Tätigkeit als Verkäufer kann darauf hindeuten, dass man offenbar in der Lage ist, mit Kunden zu kommunizieren und diese zu beraten. Im Callcenter hat man sicher unter Beweis gestellt, dass man auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt und auch beim zwanzigsten vergeblich geführten Telefonat noch genauso freundlich ist wie beim ersten. Als Schichtarbeiterin in einer Fabrik hat man, auch wenn man eintönige Routineaufgaben ausgeführt hat, mindestens Durchhaltevermögen und Disziplin demonstriert. Und in der Kneipe hatte man bis spät in die Nacht mit den Gästen alle Hände voll zu tun und trotzdem hat am Ende die Kasse gestimmt – wenn das nicht Belastbarkeit, Zuverlässigkeit und Kommunikationstalent erfordert, was dann?

In aller Regel hat man im Studium innerhalb und außerhalb der Universität eine ganze Menge gemacht, in unterschiedlichsten Kontexten gearbeitet, Erfahrungen gesammelt und Kompetenzen erworben – woher diese genau stammen, ist vielleicht gar nicht so entscheidend. Den späteren Arbeitgeber interessiert, was man kann und wo man das gezeigt hat – ob als Werksstudentin oder Praktikant, ob als Verkäuferin oder Kellner. Natürlich sind Praxiserfahrungen umso wertvoller, je spezifischer sie in die Richtung gehen, in die man später möchte. Erstens heißt das aber nicht, dass man andere Erfahrungen einfach ausklammern sollte. Und zweitens arbeiten viele Akademiker in Berufen, in denen es auf eine ganze Reihe unterschiedlichster Kompetenzen ankommt, die man sowieso aus ganz verschiedenen Kontexten mitbringt. Kurzum: Praxiserfahrungen sind sinnvoll und es gibt eine ganze Menge Wege, sie zu erlangen. Man braucht weder „nur für den Lebenslauf“ arbeiten, noch sollte man aber völlig außer Acht lassen, wie man sich spezifisch für die Zeit nach dem Studium qualifizieren kann.

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