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Kultur

„Einfach auf die Bühne und spielen!“

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Jan Felix May - Red Messiah

Ich möchte das, was mich musikalisch interessiert, so kompromisslos wie möglich gestalten. So dass es zu etwas Eigenem wird, das man zehn Meter gegen den Wind erkennt.“  Im nächsten Jahr erscheint Jan Felix Mays zweites Album erscheint, er wird mit seiner Musik am 21. September im Schon Schön zu erleben sein.

STUZ: Hat es eine besondere Bedeutung für dich, in deiner Heimatstadt Mainz zu spielen?

Jan Felix: Ja, auf jeden Fall! Es ist für jeden Musiker etwas anderes in seiner Heimat zu spielen als weit weg davon und da wir nicht allzu oft in Mainz spielen freut es uns besonders, im September im Schon Schön aufzutreten.

Bist du lieber im Studio oder lieber Live auf der Bühne?

Die Frage ist für mich so ähnlich wie wenn man gefragt werden würde, ob man seine Tochter oder seinen Sohn lieber mag. Das kann ich so gar nicht beantworten. Beides ist so unterschiedlich und auf die jeweilige Art etwas ganz besonderes.

Bist du nervös vor Liveauftritten?

Es kommt darauf an. Manchmal bin ich schon nervös, vor allem wenn ich vor einem sehr großen Publikum spiele. Aber meisten steht dabei so der Spaß im Vordergrund, dass die Nervosität sich schnell legt. Außerdem wird man ja oft nervös, weil man denkt, dass man etwas technisch nicht packen könnte, wenn man sein Programm aber schon so oft gespielt hat wie wir mittlerweile, dann kommen solche Gedanken eigentlich gar nicht mehr auf.

Gibt es einen Liveauftritt, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ja, ganz viele! Bei Liveauftritten bleibt mir meistens das Drumherum in Erinnerung. Also wenn ich eine gute Begegnung mit einem Veranstalter hatte oder ein tolles Hotel in dem es etwas Leckeres zum Frühstück gab. Aber auch musikalisch gibt es bei solchen Auftritten Momente, die besonders einprägsam sind. Zum Beispiel kommt es vor, dass man ein Programm schon oft gespielt hat und das gut sitzt und beim zehnten Konzert spielt der Bassist oder der Schlagzeuger eine Stelle ein bisschen anders oder die Sängerin singt eine Variation. Solche Momente begeistern mich immer wieder.

Bereitest du dich mit besonderen Ritualen auf deine Auftritte vor?

Nein, einfach auf die Bühne und spielen.

Du bezeichnest deine Musik ja selbst als Jazz/Electro/Rock. Was hat dich dazu gebracht diese stilistische Richtung einzuschlagen?

Seit einiger Zeit bezeichne ich uns eher als eine Rockband mit einem Elektrosound, die aus Musikern besteht, die aus dem Jazz kommen. Mein Interesse liegt darin, viele musikalische Einflüsse und Strukturen miteinander zu mischen. Ergeben hat sich das aus dem Grund, dass ich im Laufe meines Lebens Musik aus vielen verschiedenen Genres gehört habe. Jazz habe ich dann studiert, weil ich das einfach ganz toll fand. Aber mittlerweile muss ich sagen, dass populäre Musik für mich im Vordergrund steht. Was aus dem Jazz übrig geblieben ist, ist die Improvisation und die Jazzharmonik, die auch oft in der Popmusik zu finden ist.

Was inspiriert dich zu deiner Musik?

Vor allem Stimmungen! Allerdings ist dieser Prozess von Inspiration oder Inspiration allgemein für mich etwas, das ich nicht ganzheitlich formulieren kann. Ich denke, dass für mich Inspiration zu einem großen Teil von mir erlebte Stimmung ist, die ich einzufangen versuche. Und ich glaube das ist dann auch das an Musik was einen besonders catcht, wenn man sagt: „Das Lied finde ich so toll!“

Wird sich dein zweites Album musikalisch an deinem Debütalbum orientieren oder wirst du neue Experimente wagen?

Auf dem zweiten Album wird das, was auf dem ersten Album schon passiert ist, in einer noch stärkeren Form zu finden sein. Die Wurzeln der Musik werden zwar noch immer im Jazz liegen, doch wird es mehr in Richtung Popmusik gehen. Was mich vor allem interessiert hat, sind ungerade Taktarten. Diese werden auf der neuen Platte noch extremer.

Hast du für dein kommendes Album schon geplant, welche Gastkünstler du darauf vertreten haben möchtest?

Ich habe für das zweite Album schon Leute aufgenommen, aber um wen es sich dabei handelt halte ich noch geheim.

Du wirst als ein Nachwuchstalent im deutschen Jazz gehandelt. Hättest du an den Anfängen deiner Karriere gedacht, dass du so erfolgreich wirst, wie du es heute bist?

Ich freue mich darüber und möchte das nicht herunterspielen, aber ich denke darüber gar nicht nach. Ich hätte immer gedacht oder zumindest immer befürchtet, dass ich Musiker von Beruf werde. Weil ich, glaube ich, nichts anderes kann.

Es gab also keinen Zeitpunkt in deinem Leben an dem du ganz klar gesagt hast, dass du etwas anderes machen möchtest?

Doch den gab es! Ich habe mal ein Jahr Psychologie studiert, habe dann aber doch relativ schnell gemerkt, dass ich eigentlich Musiker bin. Natürlich überlegt man sich das immer wieder gut, ob man das machen will oder nicht, aber wie gesagt, ich glaube ich kann nichts anderes und ich kann mir auch nichts anderes vorstellen mit dem ich wirklich glücklich würde.

Hast du Pläne oder Visionen wie du mit deiner Musik das Genre Jazz prägen wirst?

Ich habe keine revolutionären Pläne, ich weiß nur, dass ich das, was ich im Moment mache, noch kompromissloser machen möchte. Wie ich schon gesagt habe, wird das, was das erste Album ausgemacht hat, im zweiten Album auf die Spitze getrieben. So dass es zu etwas Eigenem wird, das man zehn Meter gegen den Wind erkennt. Dabei geht es mir nicht darum, dass ich unbedingt etwas besonderes sein möchte, sondern darum, dass meine Musik nach mir klingt und ich durch die Musik zur besten Version meiner selbst werde.

Selbstständige Musiker haben es ja oft nicht leicht, geht es dir auch so und wenn ja, wie gehst du damit um?

Ich unterrichte und wir spielen viel, aber es stimmt schon, dass man als Musiker ohne feste Stelle nicht unbedingt ein festes Einkommen hat. Dessen muss man sich einfach bewusst sein, wenn man Musik studiert und sich dann dazu entscheidet Musik zu seinem Beruf zu machen und auch seine ganze Zeit da rein zu stecken, ohne etwas anderes zu machen und die Musik zu einem Nebenprojekt verkommen zu lassen. Das geht natürlich auch und ich möchte gar nicht sagen, dass das schlecht ist, aber wenn man wirklich nur Musik machen will, muss man sich auch fragen, ob man die Energie und Ausdauer dafür hat und ob man bereit ist Risiken einzugehen. Ich muss gerade daran denken wie viel Zeit ich manchmal für ein Album oder einen Song brauche, manchmal kann es sich bis zu einem halben Jahr ziehen bis ich ein mit einem Song zufrieden bin.

Dein erstes Album trägt den Namen Red Messiah, wie kamst du darauf?

Durch einen Witz, ein Freund hat mich so genannt und ich hab mich darüber totgelacht und da war mir klar, das muss der Name von meinem Album werden!

Hast du für die Zukunft Ziele oder Wünsche  die an dich, zum einen als Privatperson zum anderen als Künstler?

Ich glaube es ist immer eine Herausforderung Privatleben und künstlerisches Leben unter einen Hut zu bringen, auch für mich ist das ein Thema. Ich würde sagen, wenn man Musik macht, dann ist Privat- und Arbeitsleben fast das gleiche und für die Musik weiß ich ja schon was ich mir in der Zukunft wünsche.

Welche Musiker sind dir ein Vorbild?

Ganz viele! Ich höre sehr viel klassische Musik, ich glaube in meinem Leben habe ich bisher mehr klassische Musik als Jazz gehört. Besonders mag ich Gustav Mahler und Rachmaninov, aber natürlich gibt es auch Jazzkünstler die ich besonders mag, wie Coleman Hawkings und Lester Young oder Pianisten wie Errol Garner, Earl Hines und Teddy Wilson. Solche Leute finde ich cool, auch wenn ich nicht wie die spiele. Aber ich mag noch vieles mehr, Popmusik, Elektro, HipHop, mein Musikgeschmack ist sehr vielfältig. Auch Musiker von heute interessieren mich, vor allem die ganz Bekannten wie zum Beispiel Ariana Grande. Bei denen interessiere ich mich allerdings nicht so sehr für die Musik und die Person, aber solche Leute haben einfach einen 2019-Sound und das hatten die Musiker damals nicht, aber gerade das finde ich so interessant und innovativ.

Dein Tipp um in Mainz feiern zu gehen?

Ich gehe nicht so oft feiern, aber wenn dann gehe ich gerne ins Schon Schön, das ist ein super Laden, aber das KUZ oder das Red Cat sind auch zu empfehlen.

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