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Umwelt

Kleiner Vampir – große Gefahr?

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In Deutschland gibt es rund 50 Stechmückenarten. Eine von ihnen ist die Asiatische Tigermücke, die sich auch in Deutschland ansiedelt. Wie erkennt man den kleinen Blutsauger und warum ist es wichtig, einen Fund zu melden?

von Inken Paletta

Sie ist kleiner als eine 1-Cent-Münze und doch versetzt ihr Fund Experten in Aufruhr: Die Rede ist von der Asiatischen Tigermücke. „Ursprünglich in Ostasien beheimatet gelangt sie über Handelswege in Form von Eiern bereits bis zu uns nach Deutschland“, erzählt Aljoscha Kreß vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). Die Asiatische Tigermücke ist tagaktiv, sticht bevorzugt Menschen und geht dabei sehr aggressiv vor. „Sie verfolgt ihre Opfer penetrant, weshalb adulte Tiere oft auch als blinder Passagier im Auto oder in der LKW-Fahrerkabine mitreisen“, so Kreß. 2007 tauchte die Mücke erstmals in Deutschland auf einer Autobahnraststätte nahe der deutsch-schweizerischen Grenze auf: „Die Tigermücke konnte sich dort zum Leid der Grundstücksbesitzer jahrelang ungestört vermehren bis wir sie bekämpft haben“, so Artur Jöst. Er ist Leiter der AG exotische Stechmücken der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) und entdeckte in einer Freiburger Kleingartenkolonie die erste deutsche Population. Der Klimawandel spielt ihr bei der Verbreitung in die Hände. Die Mückensaison geht von April bis Anfang Oktober. „Warme Sommer mit mäßigem Niederschlag begünstigen die Mückenpopulationen und es werden mehr Überwinterungseier ausgebildet. Diese können Temperaturen bis minus zehn Grad überstehen, weshalb durch milde Winter auch mehr Eier den Winter überdauern. Ein Teufelskreis“, so Jöst.

Tigermücken-Monitoring ist auf Hilfe der Bürger angewiesen

Erste Funde in Hessen gab es 2018 in Frankfurt sowie 2019 in Oestrich-Winkel. Beide Populationen konnten bereits erfolgreich bekämpft werden. 2021 tauchte die Mücke in Flörsheim am Main und in Hirschhorn am Neckar auf. „Auch auf den Friedhöfen in Wiesbaden-Bierstadt sowie in Rambach, wurden 2021 zufällig Tigermückenlarven entdeckt“, erzählt Jöst von der KABS. Damit die Bekämpfung rechtzeitig erfolgt und auch das Monitoring funktioniert, sei man auf die Hilfe der Bürger, Garten- und Grundstücksbesitzer angewiesen. Wichtig ist es, den Mücken die Ansiedlung auf den Flächen zu erschweren. Da die Tigermücke flugfaul ist und ihre Eier gerne in Menschennähe in kleine, künstliche Wasseransammlungen legt, sollte man Wasser, beispielsweise in Blumenuntersetzern oder Vogeltränken dringend vermeiden beziehungsweise regelmäßig austauschen. Tigermückenfunde sollten an die KABS oder an das Hessische Tigermücken- Monitoring gemeldet werden. Beide sind auch Ansprechpartner für Grundstücksbesitzer bei der Bekämpfung einer gefundenen Population mit dem Insektizid Bti. Es enthält ein vom Erdbakterium Bacillus Thuringiensis israelensis gewonnenes Toxin, das gezielt Stechmückenlarven abtötet und für die meisten anderen Insekten und Tiere ungefährlich ist. Dennoch sollte der Wirkstoff nur gezielt und sparsam eingesetzt werden, da er beispielsweise auch ungefährliche Zuckmückenlarven abtötet.

Wie erkennt man eine Tigermücke? Und was macht sie so gefährlich?

Verwechselt wird die Tigermücke, die eine Ringelung an Körper und Beinen aufweist oft mit der Ringelschnake oder der japanischen Buschmücke. Die Asiatische Tigermücke ist aber nur schwarz-weiß gestreift und viel kleiner, meist nur zwei bis zehn Millimeter lang. Das hintere Beinpaar endet immer mit einem weißen Streifen. Ihr Stich ist nicht gefährlicher als der einheimischer Mücken, doch die Asiatische Tigermücke kann als Vektor unter bestimmten Voraussetzungen diverse Krankheitserreger wie das Dengue- oder das Chikungunya-Virus übertragen. Das West-Nil- Fieber, das sich derzeit in Bayern oder auch Ostdeutschland verbreitet, wird eher von hybriden Hausmücken übertragen. Das Tigermücken-Monitoring und die rechtzeitige Bekämpfung von Populationen helfen, die Gefahr einzudämmen, gerade wenn der Reiseverkehr wieder zunimmt. Wer nach einem Mückenstich grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Abgeschlagenheit bemerkt, sollte einen Arzt aufsuchen. Auch Allergiker sollten ihren Stich beobachten.

WTF
Informationen zur Tigermücke und Fundmeldung
• Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) kabsev.de
• Hessisches Tigermückenmonitoring: soziales.hessen.de
• Mückenatlas: mueckenatlas.com

Checkliste für Grundstücksbesitzer (Prävention):
soziales.hessen.de

Foto: KABSEV

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