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Gesellschaft

Was die Jugend will

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Zukunft – das Stichwort im Bundestagswahlkampf. Wir haben mit jungen Menschen gesprochen und sie gefragt, was sie für ihre Zukunft fordern.

von Shayan Julien Mirmoayedi

Über Themen wurde in diesem Wahlkampf kaum gesprochen. Zu interessant schienen mögliche Makel des Personals. Am 26. September entscheidet Deutschland aber über die politischen Mehrheitsverhältnisse und damit über die künftige Regierung, deren To-Do-Liste wohl kaum länger und komplizierter sein könnte. Klimaschutz, Digitalisierung, Bildung: Was wünschen sich junge Menschen?

Klima
Die Pariser Klimaziele erreichen, den Klimaschutz als wirtschaftliche Chance nutzen und ihn sozial verträglich gestalten – zumindest das Lippenbekenntnis kommt von den meisten Parteien. Laut Wissenschaftlern und Klimaaktivisten dürfte die nächste Bundesregierung die letzte sein, die besonders schlimme Szenarien noch verhindern kann. Dennoch stünden in manchen Parteiprogrammen so gut wie keine Maßnahmen, mit denen das 1,5-Grad-Ziel wirklich erreicht werden könne, kritisiert Joelle Sander von Fridays for Future (FFF) Wiesbaden. Für den Erhalt des Planeten wäre dies essentiell. Ein Kernthema von FFF ist zudem „Climate Justice“, also Klimagerechtigkeit. Das bedeutet, dass Menschen in Entwicklungsländern, die am härtesten vom Klimawandel getroffen werden und ihn am wenigsten verursacht haben, und auch ärmere Menschen in Industrieländern wie Deutschland unterstützt werden, erklärt und fordert die 18-jährige Aktivistin.

Digitalisierung
Peinliche Schlagzeilen über das schlechte internationale Ranking prägen das Bild des Internetnetzes und der Digitalisierung in Deutschland. Eine digitalere Verwaltung ist einer der Wünsche von jungen Menschen. Auf dem Land fehlt es mancherorts in Deutschland sogar an einem ausreichend schnellen Internetzugang. Im urbanen wie ländlichen Raum ist zudem die Digitalisierung von Bildungsangeboten – also Schule, Uni und Co – ein Hauptanliegen junger Leute. Die Corona-Pandemie hat die vorhandenen Mängel noch offensichtlicher gemacht. Von Medienbildung bis zur digitalen Ausstattung der Schulen, aber auch der Schüler selbst: Digitalisierung im Bildungssystem ist ein breites Thema, das bestätigen ebenfalls Mitglieder des Stadtschüler*innenrats (SSR) Wiesbaden. Die bundesweiten Schülervertreter von der Bundesschülerkonferenz fordern unter anderem deutlich mehr Geld und feste Ansprechpartner an Schulen.

Wirtschaft und Beschäftigung
Weg mit der sachgrundlosen Befristung und ungerechten Befristungssachgründen – das fordert die Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Ihrem Forderungskatalog zur Bundestagswahl. Für Auszubildende fordern die jungen Gewerkschaftler eine unbefristete Übernahme. Außerdem sollen Studenten mehr Bafög bekommen und es auch erhalten, wenn die Regelstudienzeit überzogen wird. Ein anderes Thema, das viele junge Menschen beschäftigt, ist das Gründen. Parteien möchten laut den Programmen insbesondere finanzielle Förderungen für Gründer umsetzen. Der 17-jährige Jungunternehmer Fynn von Kutzschenbach aus Wiesbaden fordert „mehr Aufklärung darüber, dass das Gründen schon in jungen und sehr jungen Jahren möglich ist und neue Schulfächer.“

Bildung
Veränderung im Schulsystem wünschen sich viele Schüler. Zu viel Auswendiglernen und wenig Praxisbezug – das käme immer noch zu häufig vor. Neben neuen Werkzeugen wie Tablets und Co im Unterricht fordern Schülervertretungen auch mehr Möglichkeiten, sich kreativ zu entfalten, auch mal projektbezogen zu arbeiten und fächerübergreifend zu denken. Die 13 Forderungen der Bundesschülerkonferenz zur Bundestagswahl 2021 beinhalten unter anderem ein bedingungsloses Bundesförderprogramm in Höhe von zehn Milliarden Euro für Schulsanierungen, mehr Schulsozialarbeit und Talentförderung. Auch solle es mehr Schulsozialarbeit und Initiativen gegen Antisemitismus und Rassismus geben.

Partizipation
Gegenüber STUZ erklärte Marius Brandt vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) Wiesbaden in der vergangenen Ausgabe (247, August 2021), dass sich die Studierenden eines besonders wünschen: Dass mehr mit ihnen gesprochen wird. Auch Schüler- und Jugendvertretungen kritisieren häufig, dass sie nicht gehört oder nicht in Entscheidungen miteinbezogen würden. Auch das Wählen ab 16 würde die politische Teilhabe von Jugendlichen stärken, erklären Vertreter des SSR in Wiesbaden. Das Jugendparlament der hessischen Landeshauptstadt hat sich ebenfalls für die Senkung des Wahlalters ausgesprochen. „Junge Menschen haben eine Lobby, man muss ihr nur zuhören“, so der SSR Wiesbaden.

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